Nun sind 5 Monate in Tanzania um. Mir ist bewusst geworden, dass ich einiges Neues gelernt habe, mir über immer mehr Privilegien bewusst werde und gleichzeitig einiges noch immer nicht verstehe. Zum Glück bleiben mir noch weitere 7 Monate, um vielleicht ein paar der Fragen zu beantworten, neue Fragen zu entdecken oder dazuzulernen.
Da es vielleicht auch für euch spannend sein könnte, hab ich mal ein bisschen gesammelt. Die Listen sind absolut nicht vollständig und mir fällt immer mehr ein. Viel Spaß beim Lesen.
Was ich gelernt habe:
• Englisch aus der Schule und Englisch „im Leben“ ist anders
• Tanzania ist deutlich, deutlich größer als Deutschland.
• Eine neue Sprache lernen dauert ziemlich lange. Kann aber auch Spaß machen!
• An einer anderen Stelle auf der Weltkugel hat der Mond eine andere Neigung.
• Meine Hautfarbe bringt ein Bild mit Erwartungen und Einschätzungen mit sich, was ich nicht verhindern kann. Das ist in Deutschland genauso. Als Minderheit wird mir das aber nochmal viel klarer.
• Perfektionismus ist ganz schön anstrengend und nicht immer hilfreich.
• Pommes und Pizza kann man richtig gut selbst machen.
• Ein Leben als Schneiderin erfüllt mich nicht.
• Geduld.
• Das Bildungssystem in Deutschland ist spielerischer.
• Wunden heilen bei anderem Klima unterschiedlich – hier langsamer.
• Mich in der Liturgie im Gottesdienst zurechtzufinden.
• Dass es sich gehört die Musik auszumachen, wenn der Gebetsruf ertönt.
• Die Tanzschritte von Yope (einem Lied von Diamond, welches in einem vorherigen Artikel schonmal erwähnt wurde).
• Ein Dira-Kleid ist eines der bequemsten Kleidungsstücke, das man nur tragen kann. Es ist ein sehr weites Kleid, welches auf dem Boden ausgebreitet aussieht wie ein großes Rechteck.
Über diese Privilegien bin ich mir bewusst geworden:
• Wenn ich krank bin, bezahlt meine Versicherung den Arztbesuch, Medikamente, etc.
• Ich habe eine große Auswahl an Jobs – ich muss mich nur entscheiden.
• Wenn mein Geld ausgeht, gehe ich zur Bank und hebe welches ab.
• Mir wird ganz automatisch Wissen, Bildung und Kompetenz zugeschrieben.
• Ein Jahr lang in Tanzania arbeiten zu dürfen.
• Als Frau in eine Männer-Fußballrunde eingeladen zu werden.
• Im Daladala (dem Bus) sehr häufig einen Sitzplatz angeboten bekommen.
• Ich muss mich nicht so sehr an die Kleidungs- und Verhaltens-Normen halten.
• Ich darf als special guest in höheren Gremien dabei sein.
• Statt mir ein Bodaboda (Motorrad) mit anderen zu teilen, bekomme ich mein eigenes.
• Kinder und auch manchmal Erwachsene begrüßen mich häufig besonders.
• Bei der Graduation einen Platz bei den Offiziellen bekommen.
• Beim Vikoba-Treffen am Schluss die Möglichkeit etwas für alle zu sagen.
Was ich noch nicht verstanden habe oder noch lernen möchte:
• Welchen Sinn haben Klo-Schuhe?
• Mkate wa ufuta backen (Foto und Erklärung bei dem Essens-Eintrag)
• Wie kann man so schnell Suaheli reden und verstehen?
• Bei durchgestreckten Beinen mit den Händen den Boden berühren.
• Warum nutzen viele 3 Simkarten gleichzeitig?
• Kann man jemals alle Gassen in Stonetown kennen und sich überall zurechtfinden?
• Die Overlock-Maschine ohne Probleme zwischendurch bedienen.
• Reis in der perfekten Konsistenz kochen.
• Wie man dieses eine bestimmte Geräusch mit dem Mund machen kann.
• Warum sind viele Tourist*innen rücksichtslos bei der Kleidungswahl in Bezug auf kulturelle Normen?
• Wie ist es als Muslim*in in einer Minderheit zu leben und zu den Feiertagen oder den täglichen Gebeten schlechteren Zugang zu haben?
• Warum hält mich ein Großteil der Besucher*innen im Shop für die Besitzerin?
• Wann sind Preise fest und wann verhandelbar?
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