Roadtrip nach Maun – und wie ich auf einer Autofahrt meinen inneren Frieden fand

Vom 1.-4. November habe ich mit meinem Chef Albert einen Trip nach Maun gemacht, um dort zwei Gemeinden zu besuchen und zu unserem anstehenden Music Workshop einzuladen. Während dem Wochenende habe ich mir immer wieder zwischendrin Notizen gemacht. Teilweise sind diese nur Gedankenfetzen und ich bitte euch nachsichtig mit mir zu sein, wenn etwas nicht ganz so reflektiert rüber kommt, wie ich sonst versuche zu berichten. Das alles sind meine persönlichen Empfindungen und Gedanken und bilden in keinster Weise, das „wahre“ Leben in Maun ab.

 

Tag 1
Ich wurde tatsächlich um Punkt 5 Uhr zuhause abgeholt. Die Hähne haben sich einen erbitterten Schrei-Kampf geliefert und die Vögel waren am Zwitschern. In der Morgendämmerung ging es also los. 10 Autostunden Richtung Maun.

2 Stunden Fahrt. Stopp in Jwaneng, der Diamantenstadt. Etwas stimmt mit dem Auto nicht. Die Zündkerzen?
Wir müssen zurück fahren, um das Auto in Gaborone zu wechseln.

Jetzt wo ich richtig wach bin, nehme ich die Umgebung viel mehr wahr. Links und rechts neben der Straße nur unberührte Natur. Die Bäume hier sind grüner als in Gaborone und auch das gelbe Gras, dass auf dem roten, erdigen Boden wächst, ist an manchen Stellen grün durchzogen. Und vor uns der Trans-Kalahari-Highway, der durch die Halbwüste Kalahari, über Maun nach Namibia führt. Auf dem Weg sehen wir Pfaune, Schafe, Kühe, Esel und Ziegen.

9:30: Wir haben die Autos in Tlokweng getauscht. Tanken, Zwischenstopp in Galaletsang, Handy laden, neues Auto 2x durchchecken lassen und weiter geht’s….um 12:15Uhr.

13:40: Wir sind wieder in Jwaneng. Mittagessen von Chicken Licken on the way. Und weiter geht’s.

Solarlampen

16:00 Zwischenstopp in Kang. Solarbetriebene Straßenlaternen. Füße im Sand und KitKat.

Zwischen Kang und Ghanzi.
Kein Netz. Egal. Laute Lesoto Gospelmusik und Umgebung bestaunen. Wir sehen ständig Strauße. Ich kriege kein Foto hin. Das Gras ist gelb, die Bäume grün und der Himmel blau, aber angenehm bewölkt. Nichtmals Strommasten zerstören die Landschaft. Nun sehe ich auch Antilopen, Pferde und ein Kudu.

Um 22:00Uhr sind wir endlich in Maun. Ich übernachte bei einer Pfarrerin und ihrer Familie und merke wie verwöhnt ich doch bei meiner Gastmutter bin. Das Haus und die Ausstattung ist deutlich einfacher als Zuhause in Tlokweng und nichtsdestotrotz  absolut ausreichend. Mir wurde extra ein Zimmer frei geräumt. Irgendwie unangenehm und trotzdem nehme ich es dankbar und müde an.

 

Tag 2
Ich bekomme Frühstück gemacht und werde gegen neun von Albert abgeholt. Zusammen mit einem Pfarrer  fahren wir nach Sehitwa und besuchen die Gemeinde dort. Das Gelände ist komplett im Sand und wir haben Probleme mit dem Auto durchzukommen. Der Pfarrer ist Herero und mein kaum verhandenes Wissen über die Deutsch-Herero-Geschichte ist mir peinlich. Er zeigt auf ein Gebäude, das für mich dreckig, kaputt und ungenutzt aussieht und sagt „This is our Church as you can see.“

Kirche in Sehitwa – außen
Kirche in Sehitwa – innen
Der Lake Ngami

 

 

 

 

 

Wir fahren zum 10km breiten See „Lake Ngami“ in der Nähe. Bestimmt zehn Minuten fahren wir in den See hinein. Nirgends Wasser zu sehen. Er ist komplett ausgetrocknet.

Noch ein bisschen rumfahren. Die Hitze macht mir zu schaffen und ich bin müde. Mittagessen beim Pfarrer.

15:30:  Albert bringt mich zur Unterkunft. Ich soll mich ausruhen. Niemand ist da. Eigentlich will ich doch was von der Stadt sehen. Aber irgendwie bin ich doch müde und ruhe mich aus.

18:15: Die Tochter der Pfarrerin kommt nach Hause und wir gehen aus, in den Pub 24/7. Wir bestellen eine ganze Menge frisches Fleisch, dass für uns gegrillt wird und trinken während wir warten etwas. Ein älterer Mann will mich heiraten. Wir fahren mit dem Fleisch zurück und sitzen noch alle gemeinsam auf der Terrasse während wir essen.

Tag 3
Ich schlafe bis fast 8:00Uhr und gehe dann duschen. Zum Frühstück gibt es Brot, Ei und Hühnerleber. Ungewohnt aber es schmeckt. Ich sitze mit der Familie im Wohnzimmer und schreibe Tagebuch.

Crocodile Pool an der Old Bridge
Kirche in Maun

Irgendwann geht’s los zur Kirche. Es ist Thanksgiving und der Gottesdienst geht gute 4 Stunden. Ich lerne einen Pfarrer und seine Familie aus Amerika kennen und er schenkt mir ein Liturgiebuch auf Englisch. Im Anschluss gibt es lecker Essen. Ich darf mit den „wichtigen“ Leuten in einem Extra-Raum essen. Dabei bin ich doch auch einfach nur Besucherin des Gottesdienstes. Ich fahre mit Alice, der jüngeren Tochter der Pfarrerin, wieder nach Hause und ich darf mich ausruhen.

Gegen Nachmittag holt mich Albert mit drei seiner Freunde ab, um mit mir zur „Old Bridge“ zu fahren. Dort soll es einen kleinen See mit Flußpferden und Krokodilen geben. Die Töchter der Pfarrerin kommen spontan mit den Kindern mit. Die Sonne geht über dem See unter. Das Hippo ist schüchtern. Die Krokodile sind leichter abzulichten.

Zurück am Haus angekommen, will ich früh schlafen gehen. Aber Alice sagt zu mir: „Put on your Chuck Taylors. We are going out. We want you to enjoy your stay in Maun.“
Mit den beiden Schwestern geht es wieder zum Pub 24/7 und wir unterhalten uns bei lecker Fleisch und Savannahs gut. Glücklich und hundemüde falle ich viel zu spät ins Bett und schlafe ein.

Sonnenaufgang

Tag 4
Gegen 4:30 brechen wir auf. Ich bin viel zu müde und versuche zu schlafen. Es klappt eher dösen.
Zum Sonnenaufgang bin ich aber wach. Atemberaubend! Wir fahren durch Rakops. Nun sind Links und rechts der Straße nicht einmal mehr viele Bäume. Teilweise kann man bis zum Horizont gucken. Nach 10 Stunden kommen wir zuhause an. Erstmal schlafen!

Müdes Gesicht beim Sonnenaufgang

 

 

 

 

 

 

 

PS: Auf der Hinfahrt nach Maun habe ich gemerkt, wie sich in meiner Einstellung allem gegenüber etwas verändert hat. 17 Stunden Autofahrt geben einem viel Zeit zum Grübeln und Nachdenken. Die Zeit dazu habe ich ohne Frage in Gaborone auch nur zu Genüge. Aber hier mache ich das meistens, wenn ich nicht beschäftigt und alleine bin. Das verleitet einen schnell dazu alles als sehr negativ zu beleuchten. Aber bei der Aussicht auf die wunderschöne Natur, die am Autofenster vorbei zieht und guter Musik, sieht doch alles gleich viel positiver aus. Ich habe meine Sichtweise geändert, habe aufgehört mich darüber aufzuregen, dass Dinge anders und ungewohnt sind, und damit angefangen, alles so zu akzeptieren, wie es ist. Und es als gut zu akzeptieren. Mich hat ein innerer Frieden überkommen und ich bin gelassener geworden. Natürlich rege ich mich auch jetzt schon wieder regelmäßig über Dinge auf, bin unzufrieden, dass es mal nicht so läuft, wie ich es gerne hätte oder traurig, dass mir vieles noch immer so schwer fällt. Aber in meiner Grundeinstellung hat sich durch diesen Roadtrip etwas verändert. Und dafür bin ich so dankbar!

One Responses

  • Suse

    Hi liebe Miri.

    Wie schön, von Dir zu lesen. Habe ganz oft geguckt, ob es etwas Neues von Dir gibt und mich riesig über Deine Berichte gefreut. Es ist immer spannend, wenn Du uns mit nimmst auf Deine Reise und uns an Deinen Erlebnissen und Erfahrungen teil haben lässt. Dankeschön! Da hast Du ja wieder viel erlebt…
    Natur und Musik sind wirklich wunderbare Begleiter.
    Diesen inneren Frieden, den Du gefunden hast, wünsche ich Dir für Deine restliche Zeit. Gott schütze und begleite Dich.
    Liebe Grüße.

    Suse

    Antworten

Schreibe einen Kommentar zu Suse Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert