3 Monate sind vergangen – ein erstes Fazit

„Fun fact: Heute sind wir seit 100 Tagen weg“ Mein Handy zeigt eine neue Whats-App Nachricht an. Von Milena. Es ist Dienstag, der 17. Dezember, 20:43 Uhr und nicht das erste Mal, dass wir gemeinsam zurückblicken und über unsere verbleibende Zeit in Indonesien sprechen.
Manchmal habe ich das Gefühl, Milena ist mit die Einzige, die ansatzweise verstehen kann, in welcher Lage ich mich befinde. Auch wenn sie weitere 5.000 km entfernt ist, befinden wir uns dennoch im gleichen Land und in einer ähnlichen Situation.
Wir stellen schockiert fest, dass die vergangenen 3 Monate wahnsinnig schnell vorüber gingen. Zu schnell.

„Möchtest du je nach Deutschland zurückkehren?“ fragt mich mein Papa Anfang Oktober, in einem unserer ersten Telefonate. Ich sitze im Bus, umgeben von wunderbar lieben Menschen und meinen indonesischen Eltern, die mir ermöglicht haben, für einige Tage an der Lutheran World Federation Conference teilzunehmen. Ich antworte Papa, dass ich, jetzt gerade ungerne einen Flieger Ende August nächsten Jahres zurück nach Deutschland nehmen würde.

Ich kann es schwer, vielleicht sogar gar nicht in Worte fassen, wie gesegnet ich mich fühle. Wie dankbar ich ich für alle Begegnungen, Erfahrungen, Erlebnisse bin.
Auch für Hindernisse, Missverständnisse, kleine Krisen bin ich dankbar, denn ich wachse und lerne aus und von ihnen. Tag für Tag.
Milena sage ich, dass ich Angst davor habe, dass das Jahr so schnell vorübergeht. Aber eigentlich, im tiefsten Inneren weiss ich, ich brauche keine Angst haben. Denn das Jahr wird schneller vorübergehen, als jedes Jahr zuvor in meinem Leben. Natürlich wird es das.

Die Worte meines Opas, als er noch lebte, dass das Leben im Fluge vorbei geht und er in jungen Jahren dachte, er habe noch eine ganze Menge langer Jahre vor sich (darin habe er sich getäuscht), hat sich die kleine Emily damals zu Herzen genommen.
Nun weiss ich, und erlebe keine Überraschung: Es sind eine Menge kurzer Jahre, auf die ich blicke.

Und ein Traum von einer Menge langer Jahre.

Nun, deshalb freue ich mich, auf weitere 8 kurze Monate. Vollgepackt mit Begegnungen, Erkenntnissen, Erlebnissen die die kurzen Monate noch kürzer machen.

Vielleicht ist dir aufgefallen, das Bild, mit dem ich in meinen 100 Tage Blogbeitrag eingeleitet habe, ist schwarz-weiß. Ich habe dem ursprünglich farbenfrohen Bild die Farbe aus einem bestimmten Grund entnommen. Mein rosarotes Leben hat auch Schattenseiten. Die, das Gefühl habe ich manchmal, von aussenstehenden Personen nicht wahrgenommen werden. Besonders ist mir das in den letzten Jahren meiner Schulzeit aufgefallen, als ich gelegentlich darauf angesprochen wurde. Bin ich die „immer-fröhliche-muntere-motivierte-manchmal-verrückte-Emily“? Meistens schon, das gebe ich zu.

Doch neben der scheinbar immer-strahlenden-Emily, die, das muss ich zugeben, wirklich glücklich ist auf wunderbare 100, meistens (!) glückliche Tage zurück blickt, und voller Freude in das neue Jahr schaut, möchte ich euch nun einen kleinen Einblick in eine Schattenseite gewähren.

Neben meiner Arbeit im BKM nimmt mich mein Leben sehr ein. Seit dem 3. Monat habe ich zum Glück einen geregelten Arbeitsplan, dennoch finde ich, vielleicht auch, weil ich am Wochenende ebenfalls arbeite, wenig Zeit für mich. Die Seiten meines Buches, das ich so gerne lesen mag, werden gefühlt schon etwas staubig, das Gitarre üben habe ich vorübergehend pausiert, auf mein Sprachbuch verzichte ich, seitdem ich gemerkt habe, dass ich so, auch ohne Buch durch Praktizieren der Sprache, Fortschritte beim Bahasa Indonesia lernen mache. Nur, um ein paar Beispiele zu nennen.
Wenn ich von anderen Freiwilligen höre, dass sie Langeweile verspüren, ertappe ich mich manchmal beim Träumen. Nicht, dass ich germe Langeweile hätte, der bin ich gefühlt seit Jahren nicht mehr begegnet… aber ein wenig Ruhe im Alltag, das wäre wirklich schön.

Ich bin dankbar für Freundschaften und jegliche Aktivitäten, die ich in meiner Freizeit, neben der Arbeit im BKM machen kann, dennoch sehne ich mich manchmal nach einer Sendung Tagesschau oder einer ARD-Tierdoku.

Neben dem, dass ich wenig Zeit für mich finde, geht geht leider auch mein Online-Blog, der mir eigentlich so wichtig ist einher. Euch hier über Vieles, was mich beschäftigt, informieren zu können, ist eine wunderbare Möglichkeit, Vorurteile gegenüber der indonesischen Kultur abzubauen, oder spezifisch über die Stadt Pematang Siantar und Menschen, denen ich begegne und Gespräche zu berichten. Noch fehlt mir ehrlich gesagt der Optimismus, dass ich 2020 mehr Zeit finden werde, ich habe aber bereits auf Papier und in meinen Handynotizen eine Menge Beiträge verfasst und gebe mein Bestes, auch Teile meines ersten Rundbriefes zu veröffentlichen.

Insgesamt kann ich aber zusammenfassen:

Nun im warmen Siantar zu sein, ist das größte Geschenk für mich. Die vergangenen 3 Monate waren wunderbar und ich genieße das Leben hier in vollen Zügen. Nach meinen anfänglichen gesundheitlichen Tiefs bin ich, Gott sei Dank, gesund geblieben. Ich freue mich so sehr auf alles, was das Jahr 2020 bereithält und blicke voller Vertrauen auf das Jahr.
 Denn Vertrauen, das habe ich mit meiner Entscheidung für Indonesien gelernt, lässt jegliche Sorgen und Ängste verschwinden.

Ich denke, zukünftig werde ich weitere Bildergallerien hochladen, denn dafür habe ich manchmal noch Restenergie. Allerdings manchmal auch kein Internet… Wie dem auch sei, hoffe ich, dass ich euch (neben den Rundbriefen) hier einen näheren Einblick bieten kann! Wenn ihr besondere Wünsche habt, über Themen, über die ihr etwas lesen mögt, teilt mir das gerne mit!

 

Viele liebe Grüße,

Emily

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