Und langsam setzt der Alltag ein

Meine Zeit auf der Arbeit habe ich nun immer im Upendo verbracht. Manchmal habe ich im Shop geholfen, manchmal im Workshop. Durch diese Regelmäßigkeit hab ich die Frauen immer besser kennenlernen können. Ich mag es total Zeit mit ihnen zu verbringen. Und gleichzeitig nervt es mich richtig, dass ich nicht so viel mit ihnen sprechen kann, wie ich gern würde. Auf deutsch würde es mir so leicht fallen sie Sachen zu fragen – zu ihrer Person, ihrer Familie, wie sie aufgewachsen sind, wie sie ihr Leben gestalten. Mich interessiert das total. Auf Suaheli kann ich das aber garnicht.

Was ich besonders gern mag ist das morgendliche Tee trinken. Jeden Morgen so gegen 10 oder 11 Uhr setzen sich Amina und Afwa zusammen, um Tee zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Da ich am Anfang immer neben Amina saß, haben sie mich auch eingeladen. Seitdem sagen sie mir nun immer Bescheid, dass es nun Tee gibt und bereiten eine 3. Tasse für mich vor. Sie trinken den Tee gern mit viel Zucker und Milchpulver, ich lieber ohne. Manchmal ist es schon so für mich vorbereitet. Auch wenn ich im Shop bin, holen sie mich extra dazu. Das find ich total schön und gibt mir das Gefühl willkommen zu sein.

Meine Aufgaben in den letzten 3 Wochen im Workshop waren Stoffe zuschneiden und Jutebeutel nähen. Es gibt „gute“ und solche aus Stoffresten. Letztere sind kleiner, manchmal unförmiger und nur aus Kanga-Stoffen. In diesen wird die gekaufte Ware mitgegeben. Sie nutzen diese anstatt Plastiktüten, was ich total schön finde. Die Leute freuen sich sehr, wenn sie solch einen Beutel bekommen. Die Jutebeutel aus Kitenge-Stoffen werden im Shop verkauft. Tatsächlich ist die erste Ladung schon ausverkauft, also musste ich welche nach nähen. Letzte Woche haben sie mir beigebracht ein Täschchen aus ihrer Kollektion zu nähen. Jose hat mir erklärt, wie es geht – natürlich auf Suaheli. Durch anschauen und in ihre Worte interpretieren habe ich mir also überlegt, wie es funktionieren kann. Und es ist ganz gut geworden, denke ich.

Immer mehr verbringe ich nun auch Zeit im Shop. Dort unterstütze ich Mwanaisha beim zählen, sortieren und Fragen beantworten. Mittlerweile ich es auch mehrmals vorgekommen, dass ich (abgesprochen) allein im Shop war, da sie Sachen regeln musste oder gebetet hat. Sie ist Muslima und hält sich wenn möglich an die 5 Gebete am Tag. Wenn sie allerdings allein im Shop ist, kann sie nicht einfach gehen. Da freut sie sich sehr über die Möglichkeit, dass ich kurz allein bleibe. Diese kurze Zeit ist manchmal auch länger geworden und ich weiß nun die meisten Preise und wie man Quittungen ausstellt. Das erste Mal war ich etwas aufgeregt. Ich hab schon auch Sorge etwas falsch zu machen, auch weil mir die tanzanische Währung immer noch etwas fremd ist. Aber auch das wird mit der Zeit routinierter und ich fühle mich ganz wohl mit dieser Aufgabe. Außerdem mag ich es gern zu erraten woher die Touris kommen. Manchmal erkenne ich erst, wenn sie wieder raus gehen, dass sie deutsch gesprochen haben.

              

Vor 2 Wochen ist Leo ist für eine Woche nach Bagamoyo gefahren. Ich habe sie zur Fähre gebracht und dort verabschiedet. Das hat sich ganz schön doll nach hier zu Hause sein angefühlt. Am nächsten Morgen bin ich dann wieder zur Fähre und habe Caroline begrüßt. Sie ist auch eine Freiwillige in Tanzania aus der Schweiz, sie ich in Morogoro kennengelernt habe. Leider sind die bürokratischen Vorgänge bei ihr komplizierter, so dass sie noch nicht arbeiten darf. Also hat sie mich für eine Woche besucht, was echt schön war. Ich bin trotzdem immer zur Arbeit gegangen und wir haben die Nachmittage miteinander verbracht.

Letzten Sonntag hat Maloda‘s Frau uns gezeigt, wie man Mandazi macht. Mandazi sind ein bisschen ähnlich wie Mutzen, aber irgendwie auch anders. Wir haben die bisher häufig auf der Straße gekauft und wollten es nun gern selbst probieren. Wir hatten dann Maki Joyce gefragt, welche Zutaten man braucht. Daraufhin hat sie uns angeboten das mit uns zu machen, weil sie gern kocht. Nach dem 2. Gottesdienst haben wir gestartet. Ich hab versucht das Rezept mitzuschreiben, manches war aber auch nach Gefühl. Es gibt total viele verschiedene Arten Mandazi zu machen – mit Ei oder ohne, mit Milch oder Wasser, süß oder salzig.

 

Hier unser Rezept: Man mischt 4 Tassen Mehl mit ½ EL Backpulver, 1 EL Trockenhefe, 4 EL Zucker und 1 Prise Salz. Danach wird etwas geschmolzene Margarine (aber nicht zu heiß!) untergerührt. Anschließend werden 2 Müslischalen Wasser hinzugegeben. Nun eine gefühlte halbe Stunde kneten, bis der Teig nicht mehr an den Händen kleben bleibt. Wenn man glaubt, dass man fertig ist, muss man noch weiter kneten. Wenn man es dann wirklich geschafft hat, muss der Teig 20 min gehen.

Danach wird er ausgerollt und in Stücke geschnitten. Diese Stücke gehen nun nochmal 20 min. Nun wird Öl erhitzt und die Mandazi werden darin frittiert. Aufpassen, dass sie regelmäßig gewendet werden. Bei perfekter orange-brauner Farbe rausnehmen und gut abtropfen lassen. Warm schmecken sie am besten, aber auch kalt sind sie sehr lecker. Wer nachkocht/-backt/-fritiert schicke mir bitte ein Foto 🙂

Nach dem Backen haben wir Zeit mit den Kindern verbracht. Während die Erwachsenen bei einem der Angebote hier in der Kirche sind, laufen die Kinder über das Gelände und spielen. Sie hängen auch gerne bei uns rum. Manchmal ist das wirklich cool. Manchmal auch etwas anstrengend. Mit dem Vorschlag Verstecken zu spielen sind sie aber leicht zu einem anderen Ort zu schicken. Letzten Sonntag haben wir dann jedenfalls Musik gehört und sie haben uns vorgetanzt. Anschließend wollten wir den Tanz auch lernen und sie haben uns jeden einzelnen Schritt erklärt. Falls jemand das Lied hören möchte, dass die Kinder hier sehr feiern: Yo Pe von Innoss‘B und Diamond Platnumz.

Diese Woche wurden wir an 2 Abenden zu Leuten aus der Gemeinde eingeladen. Am Donnerstag sind wir zu Brigitta gefahren. Am Freitag Abend wurden wir zu Imma eingeladen. Es waren beides total gute Abende! Mit Imma und seiner Frau Martha haben wir viel über die Unterschiede zwischen Dänemark/ Deutschland und Tanzania gesprochen. Und wir konnten viele Fragen zum Gottesdienst loswerden. So richtig gut finde ich mich nämlich noch nicht durch.

Da das Leben nun alltäglicher wird, sind Tagesberichte vielleicht nicht mehr so spannend. Ich würde die nächsten Artikel vielleicht eher zu konkreten Themen schreiben. Falls ihr da Wünsche oder Fragen habt, schickt sie mir gern!

Vielen Dank fürs Lesen und bis bald.

 

 

 

3 Responses

  • Claudia Böhnisch

    Ich habe keine konkreten Wünsche, finde einfach alles spannend….. aber Fotos finde ich immer toll…..

    Antworten
  • Hannah

    Uiiii, die Fotos sind ein Traum! Freut mich sehr, dass du dich schon soweit gut eingelebt hast und angekommen bist:)
    Mandazi gibt es hier auch- auf Kinyarwanda Amandazi. Das Rezept dafür ist auch eher nach Gefühl. Soweit ich es bisher erfahren habe, sind die gleichen Zutaten wie bei dir im Teig, meistens werden sie jedoch als Kugeln frittiert. Und sie machen unfassbar satt;)
    Alles Liebe aus dem Nachbarland🇷🇼

    Antworten
  • Wilfried Viebahn

    Hallo Jenny, ich bin auf deine Seite gekommen, weil ich die letzten zwei Wochen mit e. Gruppe d. Vereinten Evangelischen Mission (VEM) auf e. Studienreise i. Südafrika war, wo wir Johannes u. Naomi (hier auf d. Site) kennen gelernt haben. Und da wir vor zwei Jahren mit d. VEM nach e. Woche i. Daressalam auch e. Woche auf Sansibar waren, war ich neugierig auf deinen Bericht und fand viel Bekanntes: Wir waren im ganzen Haus, in dem d. Shop ist, vor allem in d. Nähkursen f. Frauen, bei d. Verwaltung ihrer selbstverwalteten Kassen, i. Shop usw. – alles beeindruckend. Deswegen fand ich es auch interessant, deinen Bericht zu lesen.
    Ich wünsche dir weiter viele interessante Erfahrungen!
    Wilfried Viebahn, Köln

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert