Ich sitze in meiner Lieblingsleggins auf meinem großen Bett. Mir gegenüber ein Spiegelbild, dass ehrlich und ungezwungen lächelt. Über mir eine Leine mit Bildern meiner liebsten Menschen. Der Koffer (halb-) ausgepackt unter dem Bett verstaut.
Ich bin angekommen.
Zumindest ein Stück weit.
Seit vergangenem Montag lebe ich bei meiner Gastmutter in Tlokweng, einem Dorf direkt neben Gaborone. Ich habe ein eigenes kleines Zimmer mit einem großen Bett, das von einer Tagesdecke umhüllt ist, in die ich mich sofort verliebt habe. Die Woche habe ich genutzt, um nach und nach meine Sachen auszupacken und meinem Zimmer eine persönliche Note zu verleihen. Ich glaube hier kann ich mich für ein Jahr lang wohlfühlen. Meine Gastmutter wurde letztes Jahr pensioniert und lebt alleine. Nur ihr Großneffe wohnt auf demselben Grundstück in einem kleinen Extrahäuschen. Sie ist eine super nette und herzliche Frau und stellt mich all ihren Freundinnen und Bekannten schon als ihre Tochter vor. Das Haus ist ziemlich groß, wir haben einen gut gefüllten Kühlschrank, einen riesigen Fernseher und WLAN…also alles was man so braucht 😉
Nun endlich einen Ort zu haben, von dem ich weiß, dass ich hier für ein Jahr lang bleiben werde, hilft mir sehr dabei endlich richtig in Botswana anzukommen. Durch meine Gastmutter lerne ich außerdem nach und nach immer mehr Menschen kennen, wie meine Gasttante und ihre Tochter, die nur ein paar Jahre älter als ich ist, und mit der ich schon ein sehr gutes Gespräch hatte.
Außerdem war ich am Freitag bei der Jugendgruppe der Kirche und habe mit ihnen gesungen, über den Glauben gesprochen und gebetet. Dieser Abend hat mich, so wie der Gottesdienst heute Morgen sehr auftanken lassen. Der Gottesdienst war ein besonderer, da er der Unabhängigkeit, die übernächste Woche gefeiert wird, gewidmet war. Unterschiedliche Kirchen haben gemeinsam gesungen, getanzt und gebetet. Die Musikalität hier ist eine ganz andere als in Deutschland und die Lieder und der Gesang der Chöre begeistern und reißen mich immer mit. Wahrscheinlich, weil Musik sowieso schon immer meine Sprache war.
Über meine Arbeit lässt sich leider noch nicht so viel erzählen, da ich noch immer keinen festen Arbeitsplan habe. Doch zumindest fahre ich seit ich hier wohne, morgens immer zum HeadOffice der Kirche und verbringe dort meine Zeit mehr oder weniger produktiv. Ich nutze die viele Zeit, die ich wegen mangelnder Aufgaben herumsitze, um auf meinem Handy zu lesen, zu spielen oder mir Setswana-Übungen anzuschauen. Zweimal diese Woche war ich in der angrenzenden Vorschule und habe den Mitarbeiterinnen bei ihrer Arbeit zugeschaut. Ansonsten haben wir es endlich geschafft zum Immigration Office zu fahren und zu beantragen, dass ich auch nach dem Ablauf des 90-tägigen Touristen-Visum hierbleiben kann. Leider hat mir noch niemand wirklich beigebracht, wie man die öffentlichen Verkehrsmittel benutzt. Aber zum Glück fährt mich meine Gastmutter oder ihr Neffe mit dem Auto zur Arbeit.
Ansonsten kann ich noch berichten, dass sich hier langsam der Sommer nähert. Bis zu 36°C bringen mich dann doch, trotz der viel trockeneren Luft als in Deutschland ziemlich ins Schwitzen. Die Hitze macht mich ziemlich müde und da mein Tag meistens mit dem Aufstehen gegen 6Uhr beginnt, bin ich nach der Arbeit trotz nicht viel tun sehr erschöpft und freue mich „Nachhause“ kommen zu können und zu entspannen. Das sehr fleisch- und bohnenlastige Essen hier schmeckt mir erstaunlich gut und ich habe einen sehr guten Appetit entwickelt. Leider auch zwischen den Mahlzeiten auf allerlei ungesunde Snacks, mit denen ich mir die Wartezeit auf der Arbeit und meinen Feierabend versüße.
Insgesamt lässt sich sagen, dass es mir nach Woche drei hier in Botswana ziemlich gut geht. Das Heimweh plagt mich nicht allzu sehr, ich habe einen festen Wohnsitz, eine Gastfamilie, einen Setswana-Namen (danach könnt ihr mich ja dann persönlich fragen 😉), hoffentlich bald eine Aufenthaltsgenehmigung und lebe mich langsam ein. Und das mit der Arbeit wird sich mit etwas Geduld (siehe Blogeintrag vom 07.09.19) hoffentlich auch bald regeln…und dann kann ich auch sagen, dass ich endlich so richtig angekommen bin.
2 Responses
Liebe Miriam,
ich kann dir sagen bzw. schreiben, dass ich deinen Blog sehr aufmerksam verfolge und tief beeindruckt bin, wie ehrlich du uns an deinem Gefühlsleben teilhaben lässt. Ich freue mich, dein Leben in Botswana so eng mitzuverfolgen und habe ein bisschen das Gefühl mich mit dir auf ein Auslandsjahr zu begeben, das ich selber nie gemacht habe.
Ich weiß nicht, ob ich damals den Mut gehabt hätte, mich auf den Weg zu machen (wahrscheinlich nicht), aber es war zu meiner Zeit auch absolut nicht üblich.
Heute freue ich mich besonders über deinen Eintrag, denn es geht dir offensichtlich besser und die Eingewöhnung schreitet voran. Ich wünsche dir für die nächsten Tage und Wochen viele gute Erfahrungen, Geduld 😊 (wenn es mal nicht so läuft), Begegnungen mit netten Menschen, zu denen du eine Beziehung aufbauen kannst und auch eine sinnvolle Beschäftigung, die dich ausfüllt. Sei gesegnet!
Ganz liebe Grüße aus Essen, wo sich der Herbst ankündigt
Susanne P.
Hallo liebe Susanne,
es freut mich zu hören, dass du meine Erlebnisse mitverfolgst!
Danke für deine lieben Worte und Wünsche! 🙂