Die Aftercare
Die Aftercare ist die kostenlose Nachmittagsbetreuung für die Kinder aus Lavander Hill. Pro Tag kommen immer so 60-70 Kinder im Alter von 5-18 Jahren. Die Kinder sind in drei Gruppen unterteilt, in die Younger Aftercare bei Auntie Shereen im Alter von 5-8 jährigen, die noch zur Vorschule gehen und nach der Schule in der NWF ihre Hausaufgaben machen, etwas essen und mit ihren Freunden spielen könne. Pro Tag beaufsichtigt sie immer mit einem von uns Freiwilligen 15-20 Kinder. Die zweite Unterteilung sind die Seniors. Diese sind im Alter von 14-18 Jahre und machen in ihrem eigenen Raum jeden Tag ihre Hausaufgaben, sie brauchen keine Betreuung und sind manchmal ebenfalls bis zu 15-20 Jugendliche. Die Kinder im Alter von 9-13 Jahre sind unsere Aftercare, die wir jeden Tag vorbereiten.
Der Tagesablauf in der Aftercare
15:00 Uhr Beginn der Aftercare mit einem Stuhlkreis
15:15 Uhr Das Essen wird für die Kinder verteilt
15:30 Uhr Das Programm beginnt, die Kinder, die Hausaufgaben machen müssen, gehen mit einem Freiwilligen in das Hausaufgabenzimmer
16:15 Uhr Das Belohnungssystme, jeder bekommt einen Sticker je nachdem, wie er sich benommen hat, ab einer bestimmten Anzahl von grünen Stickern bekommen sie eine Belohnung.
16:30 Uhr Die Kinder bekommen eine Frucht und sollen nach Hause gehen
Wochenplan unserer Aftercare
Montags Reading-Session, die Kinder sollen sich ein Buch nehmen und darin lesen, entweder ist es auf Englisch oder Africaans. Da viele noch nicht gut lesen können sollen sie uns dann etwas vorlesen oder wir gehen mit ihnen das Alphabet durch.
Dienstags Arts and Craft-Session, wir basteln oder malen mit den Kindern um ihre kreative Seite ausleben zu dürfen und neues zu entdecken
Mittwochs Educational Games-Session, hier spielen wir mit den Kindern Spiele, manchmal um sie weiterzubilden, oft aber nur um mit ihnen Spaß zu haben
Donnerstags Junior Boys- und Girlsclub, hier treffen sich die Kinder im Alter von 10- 13 Jahren geschlechtergetrennt um einmal im Monat sogenannte Life- Skill-Sessions abzuhalten, dort lernen die Kinder zum Beispiel über AIDS und HIV, Hygiene, Pubertät, Gruppenzwang, Gewalt und andere Sachen, die sie nicht in der Schule lernen, es aber wichtig für sie sein könnte.Die zwei weiteren Male im Monat basteln oder spielen wir. Der letzte Donnerstag im Monat ist eine sogenannte Reward-Session, da werden die Mädchen belohnt indem wir mit ihnen kochen, Pizza backen, uns schminken oder andere coole Sachen machen.
Freitags Senior Boys- und Girlsclub, das ist genau das gleiche, wie der Junior Boys- und Girlsclub nur für die Kinder im Alter von 14-18 Jahren.
Was mir gleich zum Anfang aufgefallen ist, ist, dass die Kinder hier viel älter wirken, als sie eigentlich sind. Der achtjährige könnte in Deutschland locker mit einem zehnjährigen mithalten, die 12-jährige kommt einem vor wie 15 Jahre, der 19-jährige ist ein erwachsener Mann, im Gegensatz zu mir, obwohl wir fast gleich alt sind. Diese Reife mag daran liegen, dass die Kinder viel sehen, das schon von klein auf. Es sterben ständig Leute, sie können nicht zur Schule, weil in der Straße wo sie wohnen in der Nacht geschossen wurde, sie hören ständig Schüsse, kennen sich mit den ganzen Gangs, die in Lavender Hill ansässig sind aus und kommen dazu manchmal nicht aus den besten Verhältnissen. Vielleicht sind die Eltern arbeitslos, was nicht selten vorkommt, da die Arbeitslosenrate hier in Kapstadt und Umgebung ca. 40% beträgt. Von manchen Kindern sind die Eltern drogensüchtig, Gangstereltern, gestorben oder nur bei einem Elternteil aufgewachsen. Die Teenage-Pregnancy-Rate ist ebenfalls sehr hoch. In unserem Senior Club hat das eine Mädchen seit einem Monat ein Kind, ein anderes ist gerade schwanger. Durch diese Verhältnisse, in denen die Kinder aufwachsen, haben sie viel mehr Reife, als die reichen Kinder in Kapstadt.
Was ebenfalls auffällig ist ist die Kleidung. Viele Kinder kommen ins Aftercare mit Adiletten und Jogginghose, wenn sie nicht noch ihre Schuluniform tragen. Die Klamotten, sowie auch die Sneakers, wenn sie mal welche anhaben, sind von teuren Marken und oft schon kaputt, durchlöchert, dreckig oder zu klein. Man merkt, dass Markenklamotten eine ganz andere Geltung für die Kinder haben, als für Kinder, die sich das leisten können. Wir wurden am Anfang zum Beispiel darauf hingewiesen, dass wir unsere Sachen zusammenhalten sollen, da eine Sonnenbrille oder auch eine Kamera, wenn die unbeaufsichtigt herum liegt, ganz schnell verschwindet, so zum Beispiel auch Stifte, Radiergummis und Lineale. Die Belohnung ist eine Frucht, die ist den Kindern sehr wichtig. Man kann sie damit bestrafen, dass sie keine bekommen oder wenn am Tag davor nicht genügend übrig war, bestehen sie auf zwei am nächsten Tag. Zum Teil lutschen die Kinder das innere der Orangenschale aus oder essen diese ebenfalls mit. Ich habe noch nie erlebt, wie sich Kinder über eine Frucht freuen, wie hier. Was mich einerseits freut, da man sie nicht nur mit Süßigkeiten erfreuen kann,andererseits macht mich das traurig, da eine Frucht für sie etwas besonderes ist, was es eigentlich nicht sein sollte.
Die Kinder sind dennoch liebevolle Kinder und ich freue mich mit ihnen ein Jahr zu verbringen, sie besser kennenzulernen und für sie eine Ansprechperson zu sein.
Ich möchte die Verhältnisse nicht dramatisieren oder ähnliches, ich möchte mit diesen Schilderungen nur erklären, wie die Verhältnisse zum Teil in Lavander Hill sind. Solche Verhältnisse findet man aber auch in Deutschland in den richtigen Ecken. Auch in Deutschland haben Kinder schwarze Zähne, drogensüchtige Eltern oder kein Frühstück mit in der Schule.
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