Nach 2 Monaten hier, hat sich hier mittlerweile ein gewisser Alltag für mich entwickelt und seitdem ich in Tlokweng, einem Dorf direkt neben Gaborone, bei meiner Gastmutter wohne, habe ich auch einen mehr oder weniger festen Wochenablauf.
Montags arbeite ich in Gaborone im Head Office der Kirche zusammen mit meinem Boss und erledige Arbeiten für das Music Department. Es gibt leider bei weitem nicht so viel Arbeit, wie ich mir wünschen würde, aber ich gewöhne mich immer mehr daran, die freien Zeiten auf der Arbeit einfach zum Entspannen oder um andere Dinge zu erledigen zu nutzen. So schreibe ich zum Beispiel an meinem Blog, wie heute, lerne Setswana, plane den Besuch meiner Eltern oder mache mir Gedanken über das, was nach dem Jahr kommt. Die ersten Wochen fing die Arbeit immer um 8:00Uhr für mich an. Da ich etwa eine Stunde mit den Combis im Morgenverkehr zu meinem Arbeitsplatz brauche, klingelte der Wecker immer um 6:00Uhr. Mittlerweile darf ich aber häufig auch erst um 9:00Uhr kommen, da so früh noch nichts im Büro los ist und so der Verkehr angenehmer für mich ist. Während der Arbeitszeit fahren mein Boss und ich häufig los, um Dinge für die anderen Mitarbeitenden im Büro zu erledigen, oder Mittag für alle zu besorgen. Meist endet der Arbeitstag schon früh, da mein Boss Montage – wie die meisten Menschen auf der Welt – einfach nicht gerne mag.
Nach der Arbeit geht es seit zwei Wochen gemeinsam mit zwei anderen deutschen Freiwilligen, die ich auf einem Empfang des deutschen Botschafters kennen gelernt hatte, zum Setswana-Kurs. Setswana ist, neben Englisch die Landessprache und wird eigentlich hauptsächlich von allen Leuten genutzt. Der Kurs geht von 17:30-19:00Uhr und bisher habe ich die Zeit dazwischen entweder noch auf der Arbeit oder in einer Shopping Mall tot geschlagen. Da die Sprachschule aber nah an meinem Zuhause liegt, nutze ich die Zeit zwischen Arbeit und Kurs mittlerweile aber auch manchmal einfach, um zu Hause noch etwas zu entspannen oder noch etwas zu lernen. Meine Gastmama hat montags immer Chorprobe und holt mich daher nach meinem Unterricht ab. Das ist super gut, weil es um 19:00Uhr bereits dunkel ist und eine Combi-Fahrt deshalb nicht mehr so sicher wäre. Zuhause essen wir dann etwas warmes zusammen zu Abend und gucken gemeinsam süd-afrikanische Soaps. Die sind hier bei vielen Leuten total beliebt, auch wenn mir ein Film zur Prime Time doch manchmal etwas lieber wäre. Gegen 21:30Uhr gehe ich meistens noch duschen und mache mich fertig fürs Bett. Dort schaue ich manchmal noch eine Folge meiner Serie oder höre ein Hörbuch, bei dem ich meistens aber schnell einschlafe.
Dienstags klingelt mein Wecker um 7:00Uhr und ich fahre um 8:00Uhr los nach Gabane, einem Dorf neben Gaborone. Auf halber Strecke, bevor ich in einen anderen Combi steigen muss, treffe ich mich am Bus Rank meistens mit einem finnischen Freiwilligen, der gemeinsam mit mir in Gabane in einem Daycare Centre arbeitet. Die Daycare Centre in Botswana würde ich als eine Mischung aus Kindergarten und Vorschule beschreiben, obwohl der Schulaspekt doch einen größeren Raum einnimmt als in deutschen Kindergärten. Den Kindern, die meist Zuhause hauptsächlich Setswana sprechen, wird das Alphabet, die Zahlen bis 20, die 5 Sinne, Körperteile, Pflanzen, Tiere, Wochentage, Monate und Jahreszeiten auf Englisch beigebracht. Bisher ist meine Rolle eher das Danebensitzen und Beobachten des Unterrichtes, aber ich hoffe, dass sich mit der Zeit ergeben wird, dass ich mehr Verantwortung übernehmen kann und auch mal unterrichten darf. Vorletzte Woche haben der finnische Freiwillige und ich gemeinsam große Plakate mit den Jahreszeiten und den Teilen eines Baumes bemalt, was zur Abwechslung mal sehr Spaß gemacht und uns gut beschäftigt hat. Ich denke nach und nach werden wir noch viele andere Plakate basteln dürfen. Gegen 13:30Uhr machen die Kinder nach dem Essen meistens einen Mittagsschlaf und wir dürfen zurück nach Hause fahren.
Nach der Arbeit gehe ich dann gemeinsam mit den beiden anderen deutschen Mädels, Anna und Maya, gemeinsam ins Fitness-Studio. Dort gehen wir meistens aufs Laufband und nutzen dann die Geräte oder machen ein paar Übungen einfach so. Im Fitness-Studio gibt es auch ein Schwimmbecken, das wir bisher auch schon einmal genutzt haben. Das Highlight ist die Dusche nach dem Training, da die Dusch-Situation zuhause bei uns allen dreien etwas anders aussieht, als wie in Deutschland gewohnt. Von dort geht es dann meistens direkt nach Hause, damit ich noch vor Einbruch der Dunkelheit sicher ankomme. Manchmal hat mich dort schon der leckere Duft vom Abendessen erwartet.
Mittwochs fahre ich immer zum Head Office in Gaborone. Entweder mache ich dort wieder Büroarbeit mit meinem Boss oder wir fahren gemeinsam ins Woodpecker, wo das Music Studio steht. Dort erklärt er mir dann Musik-Aufnahme-Programme oder wir richten, dass noch nicht ganz fertige Studio weiter her. Leider ist das Studio noch nicht wirklich in Betrieb und wir haben dort nicht so viel zu tun. Diese Woche werden wir uns aber darum kümmern, es noch schallgeschützer zu machen. Trotzdem genieße ich jeden Ausflug ins Woodpecker, welches mein erstes Zuhause war, sehr. Denn dort ist die Natur wirklich wunderschön, es herrscht eine herrliche Stille und ich kann meinen Freunden aus den ersten Wochen „Dumelang ditsala ya me.“ – also „Hallo meine Freunde.“ sagen.
Nachmittags habe ich dann wieder Setswana-Kurs und fahre, wenn es sich anbietet vorher nochmal nach Hause.
Donnerstags arbeite ich ab 8:00Uhr in dem Daycare Centre, das direkt neben dem Head Office liegt. Die Arbeit dort ist ganz ähnlich zu der in Gabane. Dort habe ich aber in den letzten beiden Wochen immer in der Babyclass, der Klasse für die unter 5-jährigen Kinder, mitgearbeitet. Diese sind deutlich ruhiger als die älteren Kinder und die Arbeit mit ihnen fällt mir dadurch etwas leichter. Die Klasse ist auch recht klein und ich konnte dadurch schon die Namen der Kinder gut lernen. Ich helfe der Lehrerin dabei, die Aufgaben für die Kinder vorzubereiten und ihnen dann beim Erledigen über die Schulter zu schauen und zu helfen. Für die letzte Woche hatte ich einige Rennspiele vorbereitet, die ich den Kindern auf Englisch erklärt habe. Die Lehrerin hat sie ihnen dann auf Setswana übersetzt und wir alle hatten viel Spaß beim Spielen, auch wenn es bei der Hitze hier ziemlich anstrengend war.
Nachmittags treffe ich mich dann immer mit Maya und Anna, um ins Fitness-Studio zu gehen. Da die beiden länger und weiter weg als ich arbeiten, gehe ich einfach schon etwas früher ins Fitness-Studio oder nutze den Mittagsschlaf der Kinder, um ebenfalls etwas zu entspannen.
Freitags ist wieder Bürotag. Der sieht ähnlich aus, wie der Montag oder manchmal auch Mittwoch. Zur Zeit bereiten wir einen mehrtägigen Musik-Workshop im Dezember und ein eintägiges Chor-Festival im April vor. Ich versuche organisatorische Dinge, wie das Erstellen eines Ablaufes für die Workshoptage oder das Designen von Plakaten und Flyern für das Festival zu übernehmen. Für das Musik-Studio habe ich in den letzten Wochen auch ein Logo erstellt. Viel Arbeit kann ich meinem Boss allerdings leider nicht abnehmen, da ich zu den Organisations-Partnern noch nicht wirklich Kontakt hatte und die Organisation und Kommunikation hauptsächlich auf Setswana geschieht.
Nach der Arbeit war ich schon einige Male bei der Jugendgruppe, die sich freitagsabends immer trifft. Dort wird gemeinsam gesungen, gebetet und in der Bibel gelesen. Die letzten Wochen habe ich mich aber auch oft mit Anna und Maya getroffen und wir waren gemeinsam abends noch in einem Restaurant/Bar. Das Publikum dort ist eher internationaler und es tut gut sich ab und zu mal keine Sorgen über die Kommunikation machen zu müssen.
(Zum Thema Sprache, Anschluss finden und Zugehörigkeit wird es demnächst aber noch einen extra Beitrag geben 😉 ) Da wir dort meistens erst gegen Abend, wenn es schon dunkel wird hingehen, ist die Hin- und Rückfahrt nur mit Taxis möglich, die sich aber als wirklich sicher herausgestellt haben. Wer eine lustige Geschichte über meine erste Taxifahrt hören möchte, kann mich gerne mal privat danach fragen.
Meine Wochenenden waren bisher immer ziemlich langwierig und hart, da ich besonders die Samstage überhaupt nichts zu tun hatte. So habe ich immer versucht meinen Tag irgendwie mit Sport, Aufräumen, Wäsche waschen, lesen oder Netflix schauen rum zubekommen. Dass an solchen Tagen, das Heimweh am meisten hochkommt, kann man sich bestimmt denken. Sonntags geht es morgens immer in die Kirche und danach passiert den Tag über nicht mehr viel. Mittlerweile verbringe ich die Wochenenden und insbesondere das letzte, welches ein besonders langes war, aber viel mit Maya und Anna oder werde zu Aktionen der Jugend eingeladen. Das hilft mir sehr dabei hier anzukommen und mir einen Alltag aufzubauen, der mir gefällt und mich ausfüllt. In meiner Freizeit telefoniere ich außerdem oft mit Freunden oder meiner Familie, was mir den Tag immer etwas versüßt und erleichtert.
So viel zu meinem Wochenablauf hier in Botswana. Ich hoffe ihr habt nun einen guten Einblick bekommen, wie mein Alltag so aussieht. Also quasi die Basics meines Lebens hier. In Zukunft gibt es dann eher Blog-Einträge zu bestimmten Themen, die mich hier sehr beschäftigen und mich zum Nachdenken anregen.
Wer noch Fragen hat, kann sich gerne immer bei mir melden und ich freue mich über eure Rückmeldungen 🙂
2 Responses
Liebe Miri,
Dankeschön für Deinen ausführlichen Bericht! Hat Spaß gemacht, ihn zu lesen und man kann es sich jetzt viel besser vorstellen…
Schon zwei Monate bist Du jetzt in Botswana, unglaublich, wie die Zeit vergeht.
Wie gut, dass Du Anna und Maya kennen gelernt hast und Ihr Zeit miteinander verbringen könnt. Das freut mich, ein Stück Heimat.
Und wunderbar, dass Du WLAN hast!!!
Das erleichtert doch so Manches. 😉
Wir freuen uns schon auf Deinen nächsten Eintrag. Segen für Dich!
Hallo Suse,
ich freue mich immer sehr, über deine Kommentare!
Die Zeit vergeht tatsächlich super schnell und gleichzeitig auch langsam – kann man garnicht so richtig beschreiben.
Ja, das WLAN versüßt mir so manch einsame Stunden und schafft mir immer gute Ablenkung.
Liebe Grüße nach Essen
Miriam