Alleine sein

Es ist nicht schön und es macht niemals spaß über Negatives zu berichten. Aber mir ist es wichtig ein ungetrübtes Bild von meinem Auslandsjahr zu vermitteln und da darf ich nicht nur von den schönen Tagen berichten, sondern kann die schlechten Tage nicht ignorieren. 

Ich wohne hier alleine, was zu einem starken Kontrast zu meinem vorherigen Familienleben steht. Bei uns zuhause war eigentlich immer irgendetwas los und was zu tun. Das bunte und volle Leben, habe ich anfangs kaum vermisst, so habe ich es genoßen Zeit für mich zu haben. 

Mittlerweile merke ich aber, dass diese viele Zeit für mich, auch Raum und Zeit lässt viele Gedanken über mich zu machen. Ich bin ein Mensch in dem viel im Kopf geschieht, ich mache mir viele Gedanken und überlege mir lieber 20 Szenarien, bevor ich zur Tat schreite. 

Wenn ich dann nachdenke, kommen mir oft Selbstzweifel, ob ich die richtigen Entscheidungen gefällt habe und ob ich genug tue, etc. 

Ich habe auch Probleme damit die Sprache hier – Kinyarwanda – zu lernen, weshalb ich noch mehr an mir und meinen Fähigkeiten zu zweifeln komme.

Außerdem komme ich hier her ohne eine gewisse Ausbildung oder Berufserfahrung, aber trotzdem gibt es hohe Erwartungen meiner Kollegen, welche ich immer erfüllen kann. 

An diesen Tagen fühle ich mich auch sehr motivation-/energielos und erschöpft. Ich komme dann manchmal ins absolute nichts tun. Ich bin dann in einer Litanei, aus der es schwierig ist heraus zu kommen. 

Hier in Ruanda habe ich auch besonders häufig das Gefühl, dass es denn Menschen schwer fällt vertrauen zu Fremden zu fassen. Es bleibt oft ein oberflächliches Gespräch oder Begegnung. Die Leute sind interessiert und fragen auch oft nach, aber tiefere Gespräche über Politik, Gesellschaft oder persönliche Probleme, trauen sich die Menschen hier oft nicht anzusprechen oder weichen aus wenn ich danach frage. 

Dies mag auch durchaus an der Geschichte Ruandas liegen und an den traumatischen Erfahrungen aus dem Genozid. 

Ich vermisse dann die Gespräche und die Zeit mit meinen Freunden in Deutschland und wünsche mir die Ablenkung und den konstanten Austausch mit meiner Familie. 

Es ist nicht einfach aus solchen Tiefs wieder heraus zu kommen, allerdings hatte ich auch schon solch Tage in Deutschland gehabt und ich weiß, dass es mir hilft ins tun zu kommen. Natürlich ist es nicht immer einfach dass alleine zu schaffen, aber hier in Ruanda gibt es viel was man machen kann und meine neuen Freunde laden mich oft zu verschiedenen Sachen ein. Sie mögen es ihre Kultur mit mir zu teilen. 

Ich habe hier unglaublich tolle Menschen und neue Freunde kennen gelernt und ich würde keine meiner Momente hier missen wollen. Ich bin absolut verliebt in dieses wunderschöne Land. Die vielen schönen und tollen Tage, wiegen definitiv die dunkleren auf. Ich habe auch viele Tage an denen ich absolut übersprudle an Energie, aber mir war es wichtig nicht nur ein einzelnes Bild von meiner Zeit hier zu geben, sondern beide Seiten darzustellen, die diese Zeit für mich hat. 

Ich schreibe diesen Bericht außerdem für alle, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Meiner Meinung nach ist es auch komplett normal ab und zu mit Einsamkeit zu kämpfen zu haben, sei es dass man in ein fremdes Land kommt und sich erst mit Kultur und Menschen anpassen muss, oder dass man Schwierigkeiten zuhause hat.

One Responses

  • Miriam Albrecht

    Hallo Janek,

    deinen Blog habe ich bisher irgendwie kaum verfolgt, aber ich finde es absolut klasse, wie offen du berichtest. Auch ich versuche auch schwierige Themen immer offen darzustellen, auch wenn es schwer fällt. Aber ich bin ganz deiner Meinung, dass es sich lohnt auch das zu teilen.

    Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft, Durchhaltevermögen und viel Spaß! 🙂

    Liebe Grüße aus Botswana
    Miriam

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