Fazit: der erste Monat

Maramutse Ihr Lieben,

hier ein kleines Update dazu, wie ich in Ruanda gerade so lebe:

Mein Alltag

Der erste Monat meines Lebens in Ruanda ist rum und es hat sich bereits ein Alltag entwickelt. Morgens bin ich für gewöhnlich ab 7.45 Uhr im Büro das ich in fünf Minuten fußläufig erreiche – vorher gehe ich laufen, mache ein Workout oder schlafe einfach aus und frühstücke entspannt Haferflocken mit Banane und Erdnussbutter.

Nach der Morning Devotion bin ich bis 17.00 Uhr im Büro – unterbrochen von einer etwa eineinhalbstündigen Mittagspause. In der Pause koche ich, esse etwas vom Vortag oder fahre nach Muhanga um dort mit Lilly, der Mitfreiwilligen, etwas zu essen. Nach Feierabend mache ich es mir auf meiner Treppe draußen mit dem schönen Ausblick bequem, lese, telefoniere und sortiere meine Gedanken. Wenn es dann nach 18.30 Uhr längst dunkel ist, gehe ich ins Bett und schaue noch ein bisschen „Fernsehen“, gedownloadete Sachen aus der ARD und ZDF Mediathek.

Die Arbeit

Im Büro sieht der Alltag leider immer noch etwas langweilig aus – so langsam bekomme ich aber mehr Aufgaben. Die sehen hauptsächlich so aus, dass ich einen englischen Report von einem Projekt bekomme und mir dazu Gedanken mache, wie man das Projekt weiterführen, umgestalten o.ä. kann. Das ist zwar ganz spannend, aber auch ein wenig komisch, da ich bei solchen kreativeren Aufgaben nicht weiß, was von mir erwartet wird. Ein paar einfache Büroarbeiten wie einen Text abtippen und eine Zusammenfassung schreiben habe ich auch schon gemacht. Ansonsten habe ich immer noch viel Zeit um während der Arbeitszeit andere Dinge zu recherchieren und mir meine Rückkehr auszumalen😉

Manchmal haben wir Außentermine – dann verlaufen die Tage anders. Ich werde mit dem Auto zwischen 6.00 Uhr und 7.00 Uhr abgeholt und wir fahren zu Projekten von RDIS, die in nahezu ganz Ruanda stattfinden. Letzte Woche waren wir einen Tag in Huye, einer Stadt im Süden Ruandas. Dort haben wir in einer Kapelle ein Training für rund 50 Menschen der Bevölkerung gegeben. Ziel ist, soweit ich es verstanden habe, ein Bewusstsein für die Umwelt und ein „effektiveres Leben“ zu schaffen.

Besonders toll finde ich die Autofahrten, da ich dadurch viel vom Land mitbekomme. So ist beispielsweise die Vegetation in Huye, obwohl es nur ca. 50 km entfernt liegt, sehr viel grüner – es gibt dort richtige Wälder, während es hier sandig und karg ist.

An einem anderen Tag haben wir einen Bauernhof besichtigt, auf dem wir die Felder neu bepflanzen wollen, um die Wirtschaft dort effektiver zu gestalten. Dafür haben wir eine Baumschule in Kigali besucht und geschaut, welche Baumsätzlinge dafür in Frage kommen. In solchen Momenten komme ich mir zwar ein wenig überflüssig vor, trotzdem macht es Spaß mitzukommen und die Kollegen bei ihrer Arbeit zu begleiten.

Wenn ich mit anderen Freiwilligen spreche, geht es ihnen größtenteils nicht anders als mir. Auch sie haben wenig konkrete Aufgaben und „sitzen viel rum“. Gerade in solchen Momenten vermisse ich die Schule mehr, als ich mir je hätte vorstellen können. Irgendwie war es doch ganz schön immer etwas zu tun und einen strukturierten Wochenplan zu haben. Diesen Komfort lerne ich erst jetzt richtig zu schätzen und erinnere mich wehmütig zurück an die letzten Jahre.

Freizeit

Was Freizeitaktivitäten betrifft, bin ich noch recht planlos. Mir ist nicht klar, wann sich der Jugendchor zum Proben trifft – mal heißt es Mittwoch, mal Freitag, mal Samstag – Uhrzeit? Du wirst angerufen… und dann habe ich nicht unbedingt Lust den ganzen Tag auf einen Anruf zu warten und nehme mir anstatt dessen andere Sachen vor, wie zum Beispiel mich mit Lilly treffen.

Auch beim Sunday FC bin ich mir unsicher, ob ich dort regelmäßig spielen möchte. Zwischen den ganzen jungen Männern fühle ich mich doch ein bisschen unwohl☹ Das finde ich sehr schade, da der Fußball ja eigentlich etwas Verbindendes ist, für das man nicht unbedingt dieselbe Sprache sprechen muss.

Außerhalb der Arbeitszeiten fällt es mir schwer, mit anderen Menschen Kontakte zu knüpfen. Ich weiß, dass es gut wäre, wenn ich einheimische Bezugspersonen hätte, das hat sich bisher jedoch leider nicht ergeben. Es gibt ein Mädchen in meinem Alter, die Tochter einer Arbeitskollegin, Hosanna, mit der ich mich super verstehe und mit der es viel Spaß macht zu quatschen. Ich hoffe, dass sie trotz ihres Studienplatzes den sie diese Woche angetreten hat, häufiger mal zuhause vorbeischaut und ich sie treffen kann.

Ich fühle mich zwar nicht direkt einsam, aber wirklich etwas von der Kultur des Landes lerne ich glaub ich nur, wenn ich die Menschen hier besser kennenlerne. Trotzdem will ich mich was das betrifft nicht unter Druck setzen und abwarten, dass sich neue Beziehungen automatisch entwickeln.

Soweit erstmal zu meinem aktuellen Leben,

Ich sende die liebsten Grüße zu euch in den Norden und freue mich über Kommentare!

Eure Hannah

One Responses

  • Katharina

    Hi,
    das ist ja witzig, dass du den Stundenplan schon vermisst, nachdem du ihn vor kurzem endlich losgeworden bist. 🙂
    Geht mir aber gerade tatsächlich ähnlich. Zwischen Ende des Studiums und Anfang des Jobs, den ich bald machen werde, habe ich zwar ein paar Dinge die ich erledigen will, aber komplett ohne Struktur ist das manchmal gar nicht so einfach.
    Schön, dass du dein Abendritual gefunden hast! Einen lauen Sommerabend auf der Treppe würde ich auch nehmen. Naja. Zur Zeit muss ich wohl mit norddeutschem „Schiet-Wedder“ vorlieb nehmen. Ist auch okay. 😉
    LG aus LG

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