Mwiriwe – Hallo ihr Lieben,
Aus meinem Alltag gibt es keine spannenden Neuigkeiten – eigentlich ist alles wie immer (wenn man das nach 5 Wochen so sagen kann). Daher berichte ich diese Woche über ein Fußballspiel zwischen Muhanga und Musanze (einer Stadt im Norden Ruandas), welches ich am Wochenende besucht habe.
Ende der letzten Woche fragte mich eine 19-jährige Lehrerin der Primary School, Noella, ob ich Lust hätte, mit ihr am Sonntag ein Spiel der ruandischen Premier League anzuschauen, die aus 16 Mannschaften besteht. Natürlich war ich sofort begeistert von dem Vorschlag und wir verabredeten uns für den Sonntagnachmittag zur besten Bundesligazeit😉 Nachdem wir uns per WhatsApp am Sonntagmorgen noch einmal verständigt hatten, trafen wir uns um 15.00 Uhr am Mototaxistand und fuhren gemeinsam nach Muhanga zum Fußballstadion.
Dort angekommen, hielten sich viele Menschen vor dem Eingang auf. Ich war ein wenig plan- und orientierungslos, doch Noella ging zielstrebig auf einen Mann zu und zahlte ihm 4000 Rwf (= 4 Euro) für zwei Tickets. Diese gaben wir den Türstehern am Eingang und betraten anschließend durch ein kleines Tor das Stadion. Wir hatten gedacht, dass das Spiel um 15.30 Uhr beginnen würde, doch als wir um 15.12 Uhr ankamen, war die Partie bereits in vollem Gange – Anpfiff war wohl schon um 15.00 Uhr gewesen.
Wir setzten uns auf eine überdachte Tribüne, von der aus wir das Spielfeld gut im Blick hatten. Die Tribüne auf unserer Seite hatte schätzungsweise 15 Reihen, wir saßen mittig – vor uns niemand mehr. Es gibt keine festen Platzkarten und entgegen meiner Erwartungen, sind die hinteren Reihen beliebter als die vorderen. Wenn jemand in Deutschland sagen würde, dass er oder sie lieber auf den hinteren Plätzen im Stadion sitzt oder steht…
Auf der uns gegenüberliegenden Stehtribüne sorgten Fans der Auswärtsmannschaft mit großen Trommeln und Vuvuzelas für ordentlich Krach und Stimmung. Außerdem standen viele Menschen vor dem Stadion und konnten über die Mauern ebenfalls die Partie beobachten.
Das Ausmaß von Stadion, Platzverhältnissen etc. würde ich mit einem Landesligaspiel in Deutschland vergleichen. Das passt auch zur Größe Ruandas, da das Land etwa so groß ist wie Hessen oder Brandenburg. Vom Gefühl her würde ich sagen, dass das Spielfeld kleiner war, als das in Deutschland übliche Großfeld, wobei ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass das der Fall ist. Vielleicht war es nur eine Täuschung, aber auch die Spieler wirkten viel mehr „auf einem Haufen“, als es bei einem deutschen Großfeldspiel der Fall ist.
Im Spiel ist mir aufgefallen, dass häufiger als in Deutschland das medizinische Personal auf den Platz rennt und sich um die Spieler kümmert – wirklich verletzt wurde jedoch niemand. Das Spiel war ein spannendes und ausgeglichenes, welches mit einem leistungsgerechten 1:1 endete – trotzdem wurden die Entscheidungen des Schiedsrichters von den Spielern und Zuschauern einwandfrei akzeptiert, obwohl einige Situationen aus meiner Sicht hätten strittig sein können. Proteste, oder gelb wegen Meckerns scheinen mir hier bisher kaum vorstellbar.
Das Schiedsrichterteam besteht aus dem Schiedsrichter und seinen Linienrichtern, die sich allerdings so gut wie nie auf Ballhöhe befanden und soweit ich mitbekommen habe, nur die Einwürfe angezeigt haben. Auf mögliche Abseitssituationen hat der Schiri selbst geachtet. Daneben gibt es den vierten Offiziellen, der auf einer Tafel die Wechsel anzeigt. Um den darüberhinausgehenden, glatten Ablauf des Spiels kümmern sich Balljungen, die in blauen Trikots um das Feld herumstehen.
Für die Sicherheit sorgten Polizistinnen und Polizisten. Sie beobachteten zwar nicht die Tribüne sondern das Spielfeld (nicht wie die Ordner in Deutschland), waren aber trotzdem präsent. Pöbeleien oder andere Schwierigkeiten werden sowohl dadurch, als auch durch eine, wie ich es wahrgenommen habe, freundlichere und nicht so radikale Einstellung zum Fußball vermieden. Das kann auch daran liegen, dass dem Fußball in Ruanda generell ein geringerer Stellenwert zukommt und, wie angesprochen, eher ein Landesligaausmaß hat.
Als das Spiel in der Schlussphase nochmal richtig spannend wurde, begann es, wie aus Eimern zu gießen. Folglich rannten die Zuschauer und Zuschauerinnen von der gegenüberliegenden Tribüne auf unsere Seite, weshalb es sehr voll und stickig wurde. Nach etwa 10 Minuten, als das Spiel beendet und der Regen nachgelassen hatte, konnten wir das Stadion langsam durch den schmalen Ausgang verlassen.
Noella und ich spazierten zu Fuß zurück nach Cyakabiri – etwa eine Stunde dauert der Weg. Es war schön und tat gut, sich nach der Enge im Stadion ein bisschen an der frischen Luft zu bewegen. Nächstes Wochenende spielt APR-Muhanga wieder zu Hause – vielleicht mit mir als Zuschauerin.
Ich hoffe, dass ihr euch dank des Berichts ein bisschen besser vorstellen könnt, wie der Fußball hier abläuft. Ich freue mich über Fragen zum Fußball oder zum Leben in Ruanda!
Alles Liebe aus dem immer noch warmen Land der tausend Hügel und bis bald,
Eure Hannah
2 Responses
Liebe Hannah,
Es ist jedes Mal schön von Dir zu lesen. Fragen oder Kommentare habe ich nicht. Es scheint mir so, dass Du immer mehr „ankommst“. Das freut mich.
Alles Liebe! Marion
Liebe Hamnah, ich freue mich zu hören wie du mehr und mehr anzukommen scheinst. Ich wünsche dir viele interessante Erlebnisse und verfolge aufmerksam deinen Blog.