Geduld

Schon nach 6 Tagen in Botswana kann ich sagen, dass ich etwas gelernt habe:

Geduld zu haben.
Mit den Menschen hier vor Ort, aber vor allem mit mir selbst.

Die ersten Tage waren sehr schwierig für mich und die Ankunft leider nicht so, wie erhofft. Ich werde irgendwann noch in eine Gastfamilie ziehen, dafür gibt es bis jetzt aber noch einiges vorab zu organisieren. Daher wohne ich momentan in einem kleinen Gästehaus mit einem Raum mit 3 Betten, einem Kühlschrank, einem Fernseher  (den ich bisher nicht benutzt habe) und einem eigenen Bad. Das „Woodpecker“, wo ich lebe, liegt mitten in der Natur etwas außerhalb der Hauptstadt Gaborone. Es ist eine Art Camp mit mehreren Unterkunftsmöglichkeiten für Gäste und im Gegensatz zum Rest von der Stadt, den ich bisher gesehen habe, sehr grün. Da die Anlage an einem Fluss gelegen ist, gibt es die Möglichkeit die Pflanzen auch ohne Regen zu bewässern. Die Menschen, die hier arbeiten, leben ebenfalls auf dem Gelände verteilt.

Meine ersten Tage waren ein ständiges Auf und Ab der Gefühle. Am Anfang habe ich mich sehr einsam gefühlt und hatte große Angst davor, nichts zu tun zu haben, da es in diesen Momenten am schwierigsten für mich war, nicht allzu viel an Zuhause und meine Liebsten zu denken. Und nichts zu tun hatte ich am Anfang leider viel. Die Tage waren nur halb gefüllt und ich hatte somit viel freie Zeit, die ich irgendwie füllen musste. Häufig habe ich schon bei dem Gedanken an den langen Rest des noch vor mir liegenden Tages Panik bekommen und mich nicht gut gefühlt.

Aber ich habe nun schon mehrfach, die Erfahrung gemacht, dass ich mir mit etwas Geduld, den innerlichen Aufruhr hätte sparen können. Denn jedes Mal hat sich, zwar nicht sofort, aber im Laufe des Tages ein gutes Gespräch oder eine nette Begegnung mit den Menschen hier vor Ort ergeben, die mir meine Zeit hier verkürzt und erleichtert haben. Und von Tag zu Tag nehmen sie mich immer mehr in ihren Alltag und ihre Gemeinschaft auf. Ich helfe ihnen beim putzen, fegen und kochen. Wir trinken gemeinsam Tee und essen zusammen zu Abend.

Was ich in meinem Gefühlschaos nämlich vergessen habe ist, dass es ja auch für sie eine völlig neue Situation sein muss, eine Fremde bei sich aufzunehmen und sich um sie zu kümmern. Und ich bin ihnen sehr dankbar dafür, dass sie das tun und mir dadurch dabei helfen Stück für Stück mehr anzukommen.

Die Zeit hier vergeht irgendwie langsamer und ich muss mir die Zeit geben, mich einzugewöhnen. Aber mit etwas mehr Geduld wird mir das sicher gelingen. Ich versuche jedem Tag ohne Erwartungen – seien es gute oder schlechte – entgegen zublicken und mich überraschen zu lassen. Dem Tag die Chance zu geben gut zu werden, denn:

„Am Ende wird alles gut, wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.“ ~ Oscar Wilde
Und das gilt wohl auch für jeden einzelnen Tag hier und vor allem für das noch vor mir liegende Jahr.

Heute ist mein erster freier Tag und trotz meines Mantras „Geduld“ und meinen Vorsätzen, habe ich mich doch heute morgen schon wieder dabei erwischt ein bisschen (wenn auch nicht viel) Angst davor zu haben, alleine in meinem Zimmer zu sitzen und mich selbst beschäftigen zu müssen.
Aber bisher ist der Tag gut. Ich konnte ausschlafen und den Tag ganz gemütlich beginnen, wir hatten eine Hochzeit hier auf dem Gelände, bei der ich ein wenig zuschauen konnte und gleich bin ich zum 1.Geburtstag von der Tochter der Pfarrerin eingeladen. Also doch wieder ein gut gefüllter und schöner Tag in Botswana – hätte ich doch nur von Anfang an etwas mehr Geduld gehabt 😀

6 Responses

  • Steeve🌝

    Jo Miri, was geht
    Ich find schön, dass du dich zurecht findest! Ich bin mir sicher, dass dieses Jahr mega cool wird; deine Beiträge werd ich auf jeden Fall aufmerksam mitverfolgen 😉
    Ich wünsch dir alles Gute!
    Steeve

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    • Miriam Albrecht

      Heyo Steeve!
      Wie schön von dir hier einen Kommentar zu lesen! 😀
      Vielen Dank für die lieben Worte!

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  • Suse

    Hi liebe Miri.

    Ja, das kenne ich auch noch von meinem Jahr damals, der Anfang ist nicht leicht, alles fremd, alles läuft so ganz anders.
    Aber, es wird besser, und Du wirst eine ganz großartige, wertvolle Zeit erleben, vielen neuen Menschen begegnen, Freunde finden, Dich selbst besser kennen lernen, Gott ein Stückchen mehr erleben.

    Ich schicke Dir ganz liebe Grüße, Segen, Geduld, Gelassenheit, Humor, immer wieder gute, Mut machende Begegnungen und die Gewissheit, dass Gott Dich nicht allein lässt.

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    • Miriam Albrecht

      Hallo Suse.

      Vielen, vielen Dank für die lieben Worte! Es ist sehr schön von den unterschiedlichsten Menschen immer wieder Zuspruch zu bekommen! 🙂
      Ich glaube auch, dass noch großartige Dinge vor mir liegen und bin mir gewiss, dass Gott immer an meiner Seite ist.

      Liebe Grüße nach Essen und ins Weigle-Haus!

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  • SchoKi

    Hey Miriam,

    deine ersten Worte aus Botswana hörten sich ja noch gar nicht so toll an, um so schöner zu erfahren ( und zu sehen)😜, das es aufwärts geht. Die ersten Schritte sind getan und es werden noch viele folgen. Ich bin schon auf deine nächsten Infos gespannt und schaue jeden Tag ob und was du wieder Neues erleben darfst. Bis dahin, halt die Ohren steif, du weißt wir sind alle in Gedanken bei dir.😘

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    • Miriam Albrecht

      Hallo Kirsten,

      ja es wird Schritt für Schritt besser und der erste Monat ist schon um 😊
      Bald gibt’s auch schon wieder einen neuen Eintrag, also bleib gespannt 😉

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