Was steht dieses Wochenende so an? Das fragte mich Marianne, eine pensionierte Belgierin, die sich ebenfalls ehrenamtlich bei RDIS engagiert. Den Samstag wollte ich in Kigali bei einem Skatecontest verbringen, zu dem mich meine Mitfreiwillige Lilly eingeladen hatte – den Sonntag eigentlich entspannt in meiner Wohnung verbringen. Da Marianne jedoch Besuch eines belgischen Kollegen bekam und vorhatte, ihm am Sonntag den Kivusee zu zeigen, lud sie mich ein sie zu begleiten. Vom Kivusee hatte ich schon viel Schönes gehört und freute mich sehr auf die Möglichkeit das ganze mit meinen eigenen Augen zu sehen.
Am Tag vorher fuhr ich jedoch erstmal nach Kigali. Da auch Marianne an diesem Tag etwas in der Hauptstadt erledigte, nahm sie mich in ihrem Auto mit und ich ersparte mir die Busfahrt. Die ist zwar ebenfalls unkompliziert, jedoch aufgrund der vielen Menschen sehr viel anstrengender und so nahm ich Mariannes Angebot gerne an.
DER NACHMITTAG IM SKATEPARK
Lilly hatte mir erklärt, welche kinyarwandischen Worte ich zu den Mototaxifahrern sagen müsste um zum Skatepark zu kommen, in dem an diesem Tag der Wettbewerb stattfinden sollte. Nachdem mich Marianne abgesetzt und ich einen Fahrer gefunden hatte, der nicht den doppelten Preis für die Strecke verlangte, kam ich gegen Mittag im Skatepark an. Der Park befindet sich hinter einem SOS Kinderdorf und wird von einer anderen deutschen Freiwilligen, Sarah, die Woche über betreut.
Das Fest wurde von Sarah und anderen Deutschen organisiert, die im Rahmen von „skateaid“ den Park fördern und neben der sportlichen Komponente auch bspw. Aufklärungsarbeit berücksichtigen und durchführen. Entsprechend waren viele junge Deutsche vor Ort, wodurch ich mich sofort ein bisschen wohler gefühlt habe. (Es ist spannend zu merken, dass die „bekanntere“ Hautfarbe sofort andere Emotionen in mir hervorruft – der Mensch sucht eben immer nach etwas, dass er kennt und so ist es auch kein Wunder, dass man mit ihnen nicht nur wegen der Sprache leichter ins Gespräch kommt.)
Der Wettbewerb an sich verlief in verschiedenen Altersklassen und entsprechenden Leistugsstufen. Die Atmosphäre war sehr entspannt und angenehm, die Zuschauer und Zuschauerinnen schauten auf den Rändern der Bahn sitzend zu und staunten über die Moves der Teilnehmer und Teilnehmerinnen – zwei Mädels waren unter ihnen, während schätzungsweise 35 Jungs antraten. Nachdem es die vorangegangenen Tage etwas kühler und regnerischer war, flohen aufgrund des hohen Sonnenstandes an diesem Tag die Anwesenden immer mal wieder in den Schatten – mit fortschreitendem Nachmittag ließ sich die Wärme jedoch immer besser ertragen und die Sonne genießen.
Als besonderes Highlight stellte sich die Snackausgabe heraus: „Skaidaid“ hatte Getränke, sowie Amandazi (eine Art Quarkbällchen) und Sambusa (frittierte Teigtaschen) gesponsert bekommen, die verteilt werden sollte – aber wie? Es ist vielleicht ein blöder Vergleich, aber ich kam mir vor wie bei einer Raubtierfütterung. Wir Freiwilligen halfen und bekamen Tüten mit Amandazi in die Hand gedrückt. Ein Fehler wie sich herausstellte denn keine Sekunde später rissen uns die Kinder die Bällchen aus den Händen, kratzten, und hauten als wir die Tüten nicht mehr festhalten konnten gegenseitig aufeinander ein, um möglichst viel Essen zu bekommen.
Der anschließende Versuch das ganze etwas geregelter zu vollziehen gelang nur mäßig. Zwar wurden die Snacks nun Stück für Stück ausgegeben, doch einige Kinder stopften sich das Bekommene in die Taschen oder in den Mund und liefen zum nächsten Ausgabepunkt um dort mehr zu bekommen. Ähnlich verlief es mit den Getränken. Die Fantas wurden von den meisten Kindern in einem Zug getrunken und prompt verlangten sie nach einer neuen Flasche.
So etwas habe ich noch nie erlebt…Auch die anderen Freiwilligen waren größtenteils überrascht von dem Verhalten der Kinder, die sonst einen eher schüchternen Eindruck machen. Es war spannend zu sehen, dass die Kinder auf keinen Versuch des Ordnung Reinbringens reagiert haben – was natürlich auch an der Sprachbarriere lag, da die Organisatoren hauptsächlich Deutsche waren.
DER ABEND
Nachdem der Nachmittag langsam ausklang und es auf der Skatebahn langsam ruhiger wurde, traf ich mich mit Janek, dem anderen Freiwilligen der VEM in Ruanda, im deutschen Restaurant. Wir bestellten Leberkäse und Schnitzel, was nach all der „Gemüsepampe“ die ich im Alltag esse, weil sie einfach, preiswert und gesund ist, eine willkommene Abwechslung war. Außerdem konnten wir uns so in Ruhe über unsere Arbeitsstellen und das Leben, besonders das alleine leben, austauschen und Erfahrungen teilen mit jemandem, der im Moment genau das Gleiche erfährt. Das war sehr angenehm und erleichternd.
Nach dem Essen warteten wir auf Marianne, die mich wieder mit zurück nach Muhanga nehmen wollte, nachdem ihr Besuch aus Belgien am Flughafen in Kigali gelandet war. Da jedoch Thomas Koffer nicht mitgekommen war, verzögerte sich das ganze ein wenig, doch letztendlich klappte auch die Rückfahrt einwandfrei und ich war pünktlich zum aktuellen Sportstudio wieder in meiner Wohnung 😉
DER SONNTAG
Wie am Vorabend abgesprochen, holte mich Marianne in ihrem Auto ab, in dem außer Thomas noch zwei seiner Arbeitskollegen saßen. Zu fünft ging es auf die Straße in Richtung Westen – nach Kibuye, einer Stadt am Kivusee. Die Gespräche verliefen allesamt auf Französisch, so dass ich zwar einen Großteil verstand, mich allerdings mit eigenen Beiträgen zurückhielt, da es mir noch schwerfällt, mich auf Französisch auszudrücken. Nach etwa einer Stunde machten wir einen kurzen Halt an einem Wasserfall, der plötzlich neben der Straße auftauchte.
Nach einer weiteren Dreiviertelstunde kamen wir am Kivusee an und fuhren zu einem Lodge, von dem aus wir einen beeindruckenden Blick über einen Ausläufer des Kivusees hatten. Dort tranken wir auf einer schönen Terrasse einen frisch gepressten Obstsaft, der den Ausblick noch versüßte.
Nach der kleinen Stärkung beschlossen wir eine Bootstour zu machen. Dazu gingen wir einfach ans Ufer, an dem bereits ein kleines Ausflugsmotorboot am Steg lag und in das wir nach kurzem Verhandeln einstiegen. Die beiden Ruandesen die mit uns gekommen waren zogen Schwimmwesten an und wunderten sich darüber, dass ich schwimmen kann. Das hat mir bewusst gemacht, dass das hier im Normalfall anders ist. Hier können die jungen Männer schwimmen, die mit Fischernetzen durch kleine Seen schwimmen und Fische fangen, sowie die Europäischen Einwanderer.
Wir fuhren durch die Uferregion des Sees, durch die vorgelagerten grünen Inseln hindurch und bestaunten dabei sowohl die bonzigen Villen am Ufer, als auch die beeindruckende Landschaft, die mich fast ein wenig an die Alpen erinnerte. Auf einer der Inseln legten wir einen kleinen Zwischenstopp ein und überquerten sie. Nachdem die Ruandesen genug Fotos geschossen hatten (die Einheimischen lieben es, Fotos von sich an spannenden Orten machen zu lassen), fuhren wir gemütlich zurück, sodass wir pünktlich mit dem einsetzenden Regen wieder das Ufer erreichten.
Da es nun schon Nachmittag war, beschlossen wir etwas Essen zu gehen und fuhren dafür in ein anderes Hotel, ein paar Minuten entfernt. Als Vorspeise bestellten wir kleine, frittierte Fische, direkt aus dem See, die wir als ganzes essen konnten und die super lecker waren. Als wir anschließend auch den Hauptgang und den dazugehörigen Blick auf den See genossen hatten, machten wir uns langsam auf den Rückweg. Mit dem Sonnenuntergang verließen wir die Region am Kivusee und kamen nach knapp zwei Stunden und ein paar durchkreuzten Wolkenfeldern (wir leben ja hier auf fast 2000 m Höhe) heil, aber erschöpft wieder in Muhanga an.
Nach diesem spannenden Wochenende mit vielen neuen Eindrücken, verlief die Woche umso ruhiger. Im Büro ist immer noch nicht besonders viel für mich zu tun, aber es soll für die nächste Woche ein Plan erstellt werden, was ich wann mache. Dann wird es hoffentlich ein wenig aufregender. Ich komme aber auch ganz gut damit zurecht, im Büro „die Süddeutsche“ zu lesen oder mich über Studienmöglichkeiten fürs nächste Jahr zu informieren.
Ich hoffe, dass euch der kleine Einblick in mein letztes Wochenende gefallen hat und ihr euch ein bisschen besser vorstellen könnt, wie ich hier gerade lebe.
Macht es gut und bis demnächst,
Eure Hannah
One Responses
Liebe Hannah,
zunächst vielen Dank für Deine Erlebnisse und Eindrücke aus „Ferien in Ruanda“. Lese diese Berichte immer mir großem Interesse. Auch den über die Liga der Fussballer.
Ein Fussballfeld darf laut Regelwerk sogar fast quadratisch sein, oder aber auch nur 45m breit! Samstag spielt die Eintracht übrigens gegen den FC
Hollywood. Kannst Du aber wohl sicher nicht sehen?
Wünsche Dir bald eine Beschäftigung, die Dich mehr ausfüllt. Bis dahin bleibe gelassen und schicke noch viele Berichte und Bilder aus der fremden Ferne.
Liebe Grüße
Peter