Unsere erste Ruandische Hochzeit

Hey Ihr Lieben,

Da es die letzte Woche über keine signifikanten neuen Ereignisse in meinem Leben in Ruanda gab, werde ich euch in diesem Beitrag von einer Hochzeit berichten, an der ich Teilhaben durfte.

Mitte der Woche fragte mich meine Mitfreiwillige Lilly, ob ich Lust hätte, sie zu einer Hochzeit zu begleiten, zu der sie eingeladen worden sei. Da ich noch keine anderen Pläne für das Wochenende hatte sagte ich zu, obwohl ich das Brautpaar nicht kannte.

So fanden wir uns am Samstagmorgen im Auto der zweiten Bürgermeisterin von Muhanga wieder, die ebenfalls zu der Zeremonie fuhr und uns über Kontakte als gute Mitfahrgelegenheit vermittelt worden war. An der ersten Location angekommen (ein Basketballplatz vor einem Hotel in einem Vorort von Kigali), warteten wir auf den Beginn. Nach und nach kamen immer mehr Gäste und setzten sich je nach dem ob sie von der Braut oder dem Bräutigam angehören, auf die entsprechende Seite.

Um 10.30 Uhr begann die Zeremonie – allerdings ohne das Brautpaar. Die Familienrepräsentanten sprachen anstatt dessen öffentlich miteinander, öffneten dabei mehrere Sektflaschen und hatten Spaß miteinander. Was genau sie dort diskutiert haben konnten wir nicht verstehen, es wirkte jedoch unterhaltsam und freundschaftlich.

Nach einer Stunde wurden Lilly und ich heraus gewunken. Wir haben uns sehr gewundert, sind dem Mann aber gefolgt und wurden in ein Zimmer gebracht, in dem sich um die 15 jungen Frauen schminkten und hübsche Kleider anzogen. Langsam ahnten wir, was auf uns zukommen würde und unsere Vermutungen wurden bestätigt als wir aufgefordert wurde, uns in eben solche Kleider zu quetschen: Wir wurden Brautjungfern.

Es blieb nicht viel Zeit und so machten wir einfach alles, was die Mädels um uns herum machten. Aufgestellt in Zweierreihen zogen wir wenig später auf den Basketballplatz ein und standen Spalier, während sich das Brautpaar die Ringe ansteckte und Mitgiften an die Eltern überreicht wurden. Nach einer halben Stunde bedienten wir uns an einem gewöhnlichen Buffet und aßen gemeinsam mit den anderen Brautjungfern an einem Tisch auf dem Basketballplatz.

Noch nicht ganz aufgegessen, wurden wir allerdings schon wieder aufgefordert uns umzuziehen. Lilly und ich dachten, die Hochzeit sei hiermit vorbei. Doch zurück im Auto fuhren wir weiter in Richtung Kigali weiter, nicht zurück nach Muhanga. Wenig später kamen wir an einer Kirche an, nahmen Platz und warteten erneut auf das Brautpaar.

Der Gottesdienst verlief recht unspektakulär. Ein Chor aus Angehörigen begleitete die Zeremonie musikalisch, ein Pastor hielt eine Rede und das Brautpaar saß zusammen mit den Trauzeugen vor dem Altar. Der Höhepunkt war der Kuss, den sich das Paar gab. Ich glaube, dass es auch die „obligatorische Frage“ gab, von wegen: „Willst du, XY XY lieben und ehren, in guten wie schlechten Zeiten, bis das der Tod euch scheidet … dann antworte, Ja ich will“, durch meine leider nicht existierenden Kinyarwandakenntnisse bin ich mir aber nicht ganz sicher. Nach guten eineinhalb Stunden war dann auch die kirchliche Trauung vollbracht.

Im Anschluss daran, fuhren wir zu einer Location, bei der viele Fotos gemacht wurden. Es handelte sich dabei um einen großen grünen Garten mitten in Kigali, in dem ein Zelt für die Feier aufgebaut war. Dort kamen alle Gäste nach der Fotosession zusammen und schauten dem Paar zu, wie es langsam hereintanzte – und dabei vier Sektflaschen schwungvoll öffnete und probierte. Nachdem die Familienrepräsentanten wieder ihre Kommentare abgegeben hatten, schnitt das Brautpaar die hübsche Hochzeitstorte (eine Art Zitronenkuchen, mit einer weißen Zucker-Fettglasur drumherum😉) an, von der jeder Gast ein Stück bekam.

Nach viel Musik von einem Chor und einer Band, wozu das Paar gelegentlich tanzte, sonst aber auf einem Podest in der Mitte des Raumes saß, wurden Lilly und ich gegen 20.00 Uhr von der zweiten Bürgermeisterin nach Hause gefahren. Die Feier ging Erzählungen zu Folge noch sehr lang – Lilly und ich waren aber froh, nach so einem langen Tag zeitig in den Betten zu liegen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir während des Tages viel gesessen und zugehört haben. Es war ziemlich anstrengend die ganzen neuen Eindrücke aufzunehmen. Trotzdem hat es Spaß gemacht, besonders durch unsere Brautjungferntätigkeit (die ich auch nicht ganz unproblematisch finde – wir sind uns der Privilegien für die Weißen durchaus bewusst…) Teil des Ganzen zu sein und traditionelle Kleider anzuziehen.

Mit dieser sehr traditionellen Art des Feierns kann ich persönlich nicht so viel anfangen, ich fand es mitunter eher befremdlich, dass es, so kam es bei mir zumindest an, vordergründig um die „Familienzusammenführung“ ging. Es kann aber auch sein, dass ich das einfach falsch aufgefasst habe. Dazu möchte ich abschließend hinzufügen, dass es sich bei dieser Hochzeit um eine der „guten Mittelschicht“ gehandelt hat, so haben Lilly und ich das zumindest wahrgenommen, und dass das nicht verallgemeinernd aufgefasst werden sollte. So habe ich zumindest ich unsere erste Ruandische Hochzeit wahrgenommen und bin gespannt, wie viele weitere wir noch erleben werden.

Ich freue mich auf Eure Fragen, schreibt sie gerne in die Kommentare:)

Bis demnächst Ihr Lieben,

Eure Hannah

One Responses

  • Lea Hartung

    Liebe Hannah,

    das klingt nach einem sehr interessanten Tag und wie schön, dass du solche Einblicke bekommst- spannend zu lesen wie das alles ganz woanders abläuft und auch interessant was du zu eurer Rolle in dem Ganzen erwähnst. Ich hoffe der Alltag an sich fühlt sich schon etwas vertrauter an und sende liebe Grüße- in einer Woche sind hier Herbstferien und ich fahre u.a ein paar Tage nach Langeoog, das ich von dir grüßen kann;) Alles Liebe

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