Mein neues Zuhause

Wo lebe ich? Wie schaut mein Blick aus meinem Fenster oder aber mein Alltag aus? Was ist mein neues Zuhause und wie geht es mir?


Nun bin ich bereits knapp vier Wochen in meiner Einsatzstelle im Norden Sumatras, der Stadt Pematang Siantar. Aufgrund der Nachfragen möchte ich heute einen stinknormalen Blogbeitrag schreiben, in dem ich dich mitnehme in meine wunderbaren vier Wände, meinen Alltag und meinen aktuellen Gefühlszustand.

 

1. Meine Unterkunft 

Auf dem Gelände meiner Einsatzstelle (BKM) habe ich ein Häuschen, das im November 2018 fertig gestellt wurde. Der Architekt Hotman Damanik der GKPS Kirche ist ein bewundernswerter, lieber Mann, Vater und in meinen Augen ein Alleskönner, umso schöner meine Unterkunft, in der ich mich pudelwohl fühle. Aus einem meiner Fenster blicke ich auf Felder und angelegte Wasserbecken für die Zucht von Fischen. Weit in der Ferne erstrecken sich (ich denke Hektar von) Palmölplantagen. Aus einem anderen Fenster erblicke ich (äußerte köstliche:p) Bananen an Bananenstauden. In meiner Unterkunft bin ich alleine untergebracht, damit komme ich bestens zurecht. Die Kids wollten mir vorallem häufig in den ersten Tagen Gesellschaft leisten und haben in kleinen Grüppchen immer mal an meiner Tür angeklopft..  ich habe es, um ehrlich zu sein aber viel lieber, draußen zu sein, womit sie glücklicherweise einverstanden sind. Ich habe einen Reiskocher, den ich zum einfachen Wasserkochen (für Trinkwasser) verwende. Ein Wohnzimmer mit Sofaecke, Schreibtisch und Schrank, ein gemütliches Schlafzimmer, ein Bad. Einfach wunderbar! Es gibt alles, was ich mir für mein neues Zuhause erträumt hatte. In den Wänden sind jeweils kleine „Luftlöcher“ eingebaut (man kann sie auch Beschallungsöffnungen nennen:D), die mich zum einen in eine großartige nächtliche Geräuschkulisse eintauchen lassen: Von quakenden Fröschen, über Geräusche des Flusses oder des häufigen starken Regens bis hin, zum anderen, zu den Hähnen, die sich von ca. 4:30 Uhr bis 6 Uhr morgens täglich die Seele aus der Kehle schreien sowie dem regelmäßigen Muezzin-Ruf der benachbarten Moschee, der manchmal dafür sorgt, dass ich vor Schreck aus dem Bett kullere. Es gibt eine Waschmaschine, für die ich wahnsinnig dankbar bin! Ein Wassertank versorgt mich mit angenehm kühlem Wasser, das mich morgens ordentlich wachrüttelt! Exakt 20 Minuten benötig es, ich habe schon ein ausgeklügeltes System, bis er voll ist. Dafür betätige ich einen Knopf. An – Aus – Fertig. Super unkompliziert! Wenn das Wasser überplätschert flitze raus! Ich habe eine kleine Terrasse und einen Vorgarten mit Wäscheleine und einer Mini Banenenstaude.  Auf der Terrasse genieße ich häufig meine freie Zeit, lese, musiziere, telefoniere mit meinen Liebsten aus Deutschland oder schlecke mal ein Eis, das ich im 5-Minuten entfernten Kiosk kaufen kann. Oder aber ich genieße einfach die Sicht und die leichte Windbrise. Also alles in allem: Meine neuen vier Wände sind wunderbar!

2. Mein Alltag 

So schaut mein Tagesablauf aus: Morgens um 4:45 Uhr stehe ich auf. Um 5:00 Uhr starten wir gemeinsam mit den Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, die im BKM wohnen und den vier Erzieherinnen mit morgendlichem Singen und Beten in den Tag. Um 6 Uhr gibt es Frühstück & in der Zwischenzeit machen sich alle fertig für den Tag, die Kids ziehen ihre Uniformen an, einige kochen in der Küche das Frühstück (ja, kochen! Es gibt Reis;)) Zwischen 6:15 & 7:15 Uhr verabschieden wir alle. Je nach Altersklasse verlassen die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen zu unterschiedlichen Zeiten das BKM. Dann ist hier erstmal ein wenig Ruhe eingekehrt und ich habe bis 13 Uhr freie Zeit für mich. Hier mache ich Sport, wasche meine Kleidung, putze mein Häuschen, kuschel mit den 25 Hundewelpen, quatsche mit der lieben Vikarin „Schwester Noni“, übe Gitarre und singe, richte mich weiter ein, oder, die bequemste Variante: schlafe noch einmal.. Denn meinen Schlafrhythmus habe ich noch immer nicht vollständig angepasst. Besonders anfangs hat das frühe Aufstehen große Überwindung gekostet, da ich vor 1 Uhr meistens kein Äuglein zugedrückt habe. Um 13 Uhr essen wir gemeinsam zu Mittag. Die älteren Kids und die Studenten sind zu der Uhrzeit noch nicht zurück, aber das Essen heben wir ihnen auf, sodass sie später essen. Von 13:30 bis 15:30 Uhr ist Mittagspause. Mehrmals in der Woche gebe ich entweder vormittags oder in der Mittagspause Englisch-Nachhilfe für die Erzieherinnen. Wir haben unseren Treff „english club“ getauft;) und sie sind überaus motiviert! „I have a dream“, sagte mir Ibu Malau, die Chefin des BKMs in den ersten Tagen nach meiner Ankunft „that I can talk english with the kids so that they grow up and learn english not only in school but also at home!“ Dies ist einer der Gründe, weshalb aktuell leider wenig Zeit bleibt, den kids english club stattfinden zu lassen. Ab 15:30 starten dann Aktivitäten wie Mais auf dem Feld sähen, düngen, pflügen, Abendessen kochen, Laub rechen, die Aula reinigen, english club, Fußball, beachball oder Uno spielen (danke Omi fürs Leihen der Karten!). Um 19 Uhr essen wir gemeinsam zu Abend, dann meistens in voller Besetzung – mit der komplette Bkm family! Von 20 bis 21 Uhr ist Hausaufgabenzeit. Hier versuche ich soweit es mir möglich ist zu unterstützen oder erledige meine eigenen Hausaufgaben für Bahasa Indonesia. Den Tag beenden wir mit gemeinsamen singen, beten – einer kleinen Andacht.

Das ist, ganz grob der Ablauf von Montag – Samstag. Der Sonntag schaut ähnlich aus, bloß, dass keine Schule und Uni stattfindet und wir gemeinsam in den Gottesdienst gehen oder Gäste empfangen, die sich das BKM anschauen und Spenden abgeben.

3. Mein Gefühlszustand

Mir geht es großartig! Seit der allerersten Minute fühle ich mich vollkommen wohl.  Jeder Tag ist ein Geschenk mit neuen Begegnungen, Erlebnissen und Erfahrungen. Mir ist bewusst, wie mir schon einige gesagt haben, dass es definitiv gerade meine „Hochphase“ ist, die ich habe und mir nun seit 4 Wochen ein breites Grinsen beschert. Dennoch mag ich dich wissen lassen, dass ich zwei gesundheitliche Tiefs hatte und mich stets in guten und sicheren Händen gefühlt habe. Ich mag betonen, dass es gesundheitliche Tiefs waren, denn ansonsten ging es mir selbst in der Zeit großartig ! Die Tage habe ich gut überstanden und mir geht es gesundheitlich nun wieder gut. Nichts kann mir also meine Freude nehmen, auch nicht das mir vor-die-Augen-führen, in welcher Phase ich mich gerade befinde. Zu meiner neuen Familie (natürlich für das Jahr.. @paps, @mams, @jules @lisl) im BKM habe ich einen sehr guten Draht und auch in der GKPS Kirche habe ich wertvolle Freundschaften mit Gleichaltrigen und etwas Älteren. In der Region ist es üblich, dass man einer Art Familienclan angehört. So heisse ich, nachdem mich der Generalsekretär Dr. Paul Ulrich Munthe der GKPS Kirche gefragt hat, nun Emily Munthe. In der Munthe Familie fühle ich mich sehr geborgen und mit meinem Bruder Steven (14 Jahre alt) verstehe ich mich wunderbar! Zusammengefasst: Mir geht es fantastisch und ich freue mich auf jeden einzelnen Tag. Trotz Übermüdung liebe ich es, morgens um 4:45 Uhr aufzustehen und den Tag in vollen Zügen zu genießen. Achso! Das Essen habe ich ganz vergessen. Zu Anfang hat die Schärfe ein paar Tränen zur Folge gehabt. Dennoch ist das Essen der Hammer und jedesmal ein wahrer Genuss! Dazu eventuell in einem anderen Beitrag, falls es euch interessiert, mehr.

Liebste Grüße aus dem sonnigen Norden Sumatras,

Emily

 

P.S. Um ehrlich zu sein, fällt es mir recht schwer, meine Impressionen knapp zusammenzufassen, dabei vorurteilsfrei zu schreiben und keinerlei Klischees zu bedienen. So einen Blog zu schreiben ist einfach eine Herausforderung und wir Freiwilligen haben eine große Verantwortung, da so viele Menschen die Beiträge lesen können und daraus resultiert, dass ein Bild über das Land & die Kultur in deinem Kopf entsteht. Sollte dir künftig etwas negativ auffallen und du hast einen Verbesserungsvorschlag, bin ich dir sehr dankbar, wenn du auf mich zukommst! Auch ich bin nicht perfekt und finde (leider) keine Zeit, jedes Wort meines Beitrags unter die Lupe zu nehmen. Ich danke euch für die zahlreichen Rückmeldungen zu meinen bisherigen Blogbeiträgen und den Instagram-Storys (@volunteersinmission & @emily.cr), und freue mich sehr, euch mit Bildern und kleinen Videos wenigstens ein kleines bisschen daran teilhaben zu lassen, wie wunderbar es hier ist.

 

der Eingang meiner Unterkunft
Ausblick um 5:58 Uhr auf die Fischbecken
der Wassertank
… der lautstarke Chef der Hühner-Bande 🐔
einer meiner liebsten Welpen. Er schläft während ich Hausafgaben mache, oder Gitarre übe auf meinem Schoß ein. Habe noch keinen Namen. Kann mich nicht entscheiden.. Hast du eine Idee? Gerne melden!

 

0 Comments

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert